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Heizen mit Gas – das müssen Sie wissen

Bei einer neuen Heizung ist vielen eine umweltfreundliche Lösung wichtig. Wie lassen sich verschiedene Heizsysteme eigentlich vergleichen? Und wie schneidet eine Gasheizung in diesem Vergleich ab?

Publiziert 24.01.2023 Aktualisiert 24.01.2023 Lesedauer 8 min

Gas – zweitgrösster Energieträger in der Schweiz

Laut dem Bundesamt für Statistik nutzten 2021 knapp 40% der Bevölkerung in der Schweiz Heizöl als Energiequelle zum Heizen. 24,9% heizen mit Gas und 16,4% mit einer Wärmepumpe ( Stand 2021). Mit welcher Energielieferantin die Heizung besonders effizient heizt, was wir Besitzer*innen einer Gasheizung für Möglichkeiten anbieten und welche Rolle Gas in Zukunft spielen könnte, erfahren Sie im Folgenden.

Erdgas – die endliche Ressource

Erdgas gehört zu den fossilen Energieträgern. Es entsteht aus abgestorbener Biomasse wie Plankton oder Algen – in Millionen von Jahren. Biochemische Prozesse, die Abwesenheit von Sauerstoff, hohe Temperaturen und grosser Druck sorgen dafür, dass tief im Erdboden Erdgas entstehen kann. Es besteht grösstenteils aus energiereichem Methan und ist eine endliche Ressource. Das Gas kann auf verschiedene Weise zur Energiegewinnung oder -speicherung eingesetzt werden. Beispielsweise wird es in sogenannten Gasturbinenkraftwerken als Brennstoff genutzt und in Strom umgewandelt. In Gasheizungen kommen entweder Erdgas oder Flüssiggas zum Einsatz.

Biogas – die ökologische Alternative

Erneuerbare Energien sollen nach und nach fossile Energien ablösen. Auch beim Gas gibt es Alternativen zum Erdgas. Das endliche fossile Gas kann nämlich durch Biogas und andere erneuerbare Gase ersetzt werden. Biogas wird durch Vergärung gewonnen. In speziellen Biogasanlagen werden dazu organische Stoffe, sogenannte Substrate, in einer feuchten Umgebung und unter Luftabschluss in Biogas umgewandelt. Damit schliesst sich ein biologischer Kreislauf, was Biogas zu einem besonders ökologischen Energieträger mit hervorragender Ökobilanz macht. Da die Produktion in den Biogasanlagen anders als bei anderen erneuerbaren Energien zudem wetterunabhängig ist, eignet sich dieses Gas aus abbaubaren Reststoffen besonders dafür, Grundlasten zu gewährleisten. Um die Qualität von Biogas und seinen ökologischen Mehrwert sicherzustellen, hat die Schweizer Gasindustrie eigene Biogas-Grundsätze definiert.

Welches ist die umweltfreundlichste Heizungslösung?

Treibhausgasemissionen

Die Masseinheit «CO2-Äquivalente» macht vergleichbar, welche Mengen Treibhausgase verschiedene Heizsysteme verursachen und wie stark sie somit zum menschenverursachten Klimawandel beitragen. Die folgende Darstellung zeigt Ihnen, wie viel Gramm CO2-Äquivalente bei den Heizsystemen für die Produktion von 1 kWh Wärme entsteht. Dabei werden die Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus des Energieträgers betrachtet, zum Beispiel auch für die Erzeugung und den Transport.

Datenquelle: Empa, 2021, Life cycle assessment of digestion and biogas treatment at Werdhölzli (Roland Hischier und Didier Beloin-Saint-Pierre)

Umweltbelastungspunkte

Umweltbelastungspunkte sind ein Mass, um die gesamten Umweltauswirkungen eines Produkts abzubilden – also nicht nur die Treibhausgase. Dabei werden alle Stoff- und Energieflüsse über den gesamten Lebenszyklus erfasst, von der Rohstoffbereitstellung über die Herstellung bis zum Gebrauch und zur Entsorgung. So zeigt sich, welche Emissionen in Boden, Wasser und Luft entstehen und welche Ressourcen benötigt werden. Die Methodik der Umweltbelastungspunkte ermöglicht es, die verschiedenen Auswirkungen wie zum Beispiel jene auf die menschliche Gesundheit, das Klima oder auf Ökosysteme entsprechend ihrer Bedeutung zu gewichten und somit vergleichbar zu machen.

Datenquelle: Empa, 2021, Life cycle assessment of digestion and biogas treatment at Werdhölzli (Roland Hischier und Didier Beloin-Saint-Pierre)

«Allokation»


Die Systeme Biogas und Fernwärme erfüllen zwei Funktionen: Sie dienen primär der Abfallentsorgung. Es gibt verschiedene Ansätze, wie man die Umweltwirkungen zwischen diesen zwei Aufgaben aufteilen kann. Bei der «Cut-off-Allokation» werden beispielsweise die Auswirkungen aus der Sammlung und der Entsorgung der Abfälle dem ursprünglichen Produkt und nicht dem Energieträger belastet. Bei der «ökonomischen Allokation» hingegen werden die Umweltwirkungen entsprechend den finanziellen Erträgen je Aufgabe aufgeteilt. In den obigen Grafiken sind die Ergebnisse gemäss «Cut-off-Allokation» abgebildet, was dem Standard in der Ökobilanz-Datenbank «ecoinvent» entspricht. Biogas schneidet unabhängig von der Wahl der Allokationsmethode im Vergleich zu anderen Heizsystemen sehr gut ab.

 

Alle Details zu den Ergebnissen finden Sie im Bericht der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa).

Gaspreise und Gaspreisentwicklung

Der Anteil von Erdgas und Biogas im sogenannten Gasmix hat Einfluss auf den Gaspreis. Das Zürcher Stimmvolk hat am 28. November 2021 das kantonale Energiegesetz angenommen. Gemäss den damit beschlossenen Anpassungen muss ein Heizungsersatz grundsätzlich erneuerbar sein. Sobald eine Heizung ersetzt werden muss, dürfen ausschliesslich erneuerbare Energien eingesetzt werden. Voraussetzung dafür ist: Es muss technisch möglich sein und die Lebenszykluskosten der Heizung dürfen damit höchstens um 5% erhöht werden. Unter ausschliesslich erneuerbare Energie fallen folgende Lösungen:

  • Wärmepumpe oder Holzheizung
  • Anschluss an ein Wärmenetz (Fernwärme, Wärmeverbünde), wenn mindestens 70% der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien, Abwärme oder Abfallverbrennung stammen.
  • Anschluss an ein Gasnetz mit 80% erneuerbarem Gas oder Abschluss einer Bezugsvereinbarung mit einer Energielieferantin für 80% erneuerbares Gas. Das erneuerbare Gas muss im Treibhausgasinventar anrechenbar sein.

Gas in der Zukunft

Nebst Biogas gibt es noch andere Verfahren, um erneuerbare Gase herzustellen: Mittels Power-to-Gas-Technik lässt sich Strom in Gas umwandeln. So können Stromüberschüsse abgefangen und der Strom kann gespeichert werden. Auch Wasserstoff birgt Potenzial. In Zukunft könnte er als Erdgasersatz eine wichtige Rolle spielen. Theoretisch kann Wasserstoff schon heute problemlos in bestehende Gasnetze eingespeist werden. Im Moment ist die Produktion von Wasserstoff allerdings noch vergleichsweise verlustreich und teuer.

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