«Wir gehen unseren eigenen Weg»

Martin Jucker kühlt frisches Gemüse und Beeren auf seinem Spargelhof in Rafz ohne fossile Brennstoffe. Dies ermöglicht ein durchdachtes Energiesystem mit smartem Batteriespeicher. Spargeln und Strom – bei der Jucker Farm wird beides lokal produziert.

Portrait Martin Jucker

Martin Jucker, innovativer Landwirt

Die Bio-Knospe, Suisse Garantie, Naturaplan – die Detailhändler überbieten sich mit Ökolabels. Wann ist ein Produkt nachhaltig?

Nachhaltigkeit ist für mich eine langfristige Vision, kein Label. Es gilt, die gesamte Ökobilanz von Produkten zu betrachten: Aus meiner Sicht ist die Voraussetzung für eine nachhaltige Produktion der Verzicht auf fossile Brennstoffe. Nehmen wir mal an, es werden auf dem Feld keine Pestizide mehr gespritzt. Um dieselbe Wirkung zu erzielen, müssen Sie das Feld stattdessen drei bis vier Mal mit einem grossen Hackgerät bearbeiten. Oftmals ist dieses an einen Dieseltraktor angehängt. So erhöht sich der CO2-Ausstoss der Produktion. Um solche Wechselwirkungen zu vermeiden, haben wir uns zum Ziel gesetzt, ab 2025 auf unserem Spargelhof in Rafz keine fossilen Brennstoffe mehr zu verwenden.

Spargelhof Rafz

Das Angebot im Hofladen wechselt je nach Saison. Im Frühling gibt es die beliebten Spargeln sowie frische Kräuter für Garten und Balkon.

Wie wollen Sie das erreichen?

Zuerst haben wir den Energieverbrauch gesenkt: Wir haben die Gebäudehülle des alten Bauernhofs in Rafz saniert. Geheizt wird nicht mehr mit Öl, sondern mit einer Wärmepumpe und der Abwärme der Kühlanlagen. So entsteht ein nachhaltiger Kreislauf. Speziell für den Spargelhof haben wir ein Energiekonzept erarbeitet. Dieses umfasst eine Photovoltaikanlage, mit der wir Solarstrom gewinnen. Langsam wechseln wir zur Elektromobilität – sogar bei den Traktoren.

Sie betreiben auf Ihren Höfen eine Erlebniswirtschaft mit Hofladen, Restaurants und Events. Subventionieren Sie damit die teurere Produktion?

Nein, wir gehen damit bewusst eigene Wege: Die Menschen leben heute in immer dichteren Wohngebieten. Deshalb steigt ihr Bedürfnis danach, Energie in der Natur zu tanken. Ich sehe es auch als unsere soziale Verantwortung, ihnen diese Möglichkeit zu bieten.

Sind die Leute denn bereit, für Ihre Produkte tiefer in die Tasche zu greifen?

Unsere Produkte überzeugen geschmacklich und sind gut fürs Gewissen.nWir machen dafür keine bezahlte Werbung, sondern gewinnen über Empfehlungen von bestehenden Kundinnen und Kunden neue Konsumenten. Und da unser Umsatz langsam, aber stetig zunimmt, denke ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Martin Jucker ist Verwaltungsratspräsident der Jucker Farm AG und Mitglied der Geschäftsleitung. Der gelernte Obstbauer absolvierte die Meisterprüfung und mehrere Weiterbildungen in Unternehmensführung. 2000 war er Mitbegründer der Jucker Farm AG, die diverse Auszeichnungen erhalten hat.

Photovoltaik-Anlage Spargelhof

Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Spargelhofs produziert rund 170 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr.

 

Über den Spargelhof

Der Spargelhof in Rafz ist einer von vier Erlebnishöfen der Jucker Farm AG. Der Spargelhof – das ist, «wo der Spargel wächst, die Heidelbeeren reifen und die Kürbisse geerntet werden». Ein beachtlicher Teil des Gemüses und der Beeren, die in Küche, Bäckerei und Manufaktur der Jucker Farm verarbeitet werden, stammt vom Rafzer Hof. Im Hofladen werden Obst und Gemüse angeboten und auch Brot – vor Ort im Holzofen gebacken – gibt’s zu kaufen.

Spargeln und Strom lokal produziert

Als Martin Jucker 2017 über eine Erweiterung des Spargelhofs nachdenkt, sieht er sich in Sachen Energieversorgung mit einer Herausforderung konfrontiert: Der bestehende Anschluss des lokalen Elektrizitätswerks reicht nicht aus, um den Energiebedarf der neuen Kühlanlagen zu decken.

Die konventionelle Lösung? Ein neuer Anschluss. Doch Martin Jucker will einen Hof bewirtschaften, der nachhaltig, wirtschaftlich und in Sachen Energie eigenständig ist. Und sich in Zukunft unabhängig von fossilen Brennstoffen betreiben lässt. Deshalb investiert er gemeinsam mit Energie 360° in eine nachhaltige Gesamtlösung statt in einen neuen Stromanschluss. Seit April liefert eine Photovoltaikanlage die Elektrizität für den Hof. Wer jetzt auf dem Spargelhof einkauft, weiss: Nicht nur das Gemüse ist lokal produziert, sondern auch der Strom.

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