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Klima-Käpt’n Daniel Lüscher: «Nachhaltigkeit ist Teamsport.»

Mit seinem Verein Myblueplanet führt Daniel Lüscher Klimaschutzaktionen durch, pflanzt Bäume und sensibilisiert sowohl Kinder als auch Erwachsene für die Themen der Energiewende. Was den Ex-Piloten antreibt und warum er positiv in die Zukunft blickt.

Publiziert 11.04.2022 Lesedauer 5 min

«Als Pilot musst du Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen», sagt Daniel Lüscher. «Deshalb habe ich mich entschieden, nicht tiefer in diesen Sturm hineinzufliegen, sondern zur Zwischenlandung anzusetzen.» Was nach einer spektakulären Anekdote aus dem Mund eines langjährigen Berufspiloten klingt, ist Metapher und Realität zugleich. Einerseits ist das Auge des Hurrikans selten eine gemütliche Destination – egal, ob an Bord eines Flugzeugs oder nicht. Andererseits zählen schwere Stürme als immer häufiger auftretende, extreme Wetterphänomene gemeinhin zu den Visitenkarten des Klimawandels. Anhaltender Starkregen, Hagel, Hitze sowie Dürre gehören erwiesenermassen ebenfalls zu den Folgen der Erderwärmung. «Wir müssen unsere Beziehung zur Natur wiederherstellen», sagt Lüscher und geht mit gutem Beispiel voran. Er, der ein Vierteljahrhundert im Dienst der Aviatik stand, hat seinen persönlichen Flugverkehr komplett eingestellt. Statt der Captainmütze trägt er nun den Hut der Nachhaltigkeit. «Wir alle können einen Beitrag an eine bessere Umwelt leisten, auch mit kleinen Schritten im Privaten.»

  • Gelandet: Der ehemalige Pilot hat seinen Beruf aufgegeben, um sich dem Klimaschutz zu widmen.

  • Eindrückliche Aussicht: Als Pilot hat Daniel Lüscher den Klimawandel mit eigenen Augen gesehen.

  • Wo ist der ganze Schnee hin?

    Kanton Appenzell Ausserrhoden in den 70ern des letzten Jahrhunderts: Daniel Lüscher wächst in Speicher auf, einer Voralpengemeinde auf rund 900 Metern über Meer. «Ob Schlitteln oder Skifahren – die glücklichsten Momente habe ich im Schnee erlebt.» Damals waren die Dorfhänge jeweils während vier Monaten weiss. «Heute gibt’s jährlich noch fünf Tage zum Skifahren. Der lokale Skilift Vögelinsegg rentiert längst nicht mehr.» Dramatische winterliche Veränderungen, auf die ihn in den Neunzigerjahren auch ein Fluginstruktor aufmerksam gemacht hat. «Er sagte mir, ich solle mehr rausschauen beim Fliegen und den Schnee geniessen, es gebe immer weniger davon.» Worte, die den jungen Mann durchaus nachhaltig beeindruckt haben. Und in einem Beruf mit einer derartigen Aussicht wurde Lüscher immer klarer, dass in der Natur Dinge geschehen, die nachdenklich stimmen. «Trotzdem habe ich vorerst nichts dagegen unternommen.» Die Phase des Aktivwerdens folgte erst im neuen Jahrtausend, genauer gesagt im Jahr 2007.

    Eine Kult-Doku als Schlüsselmoment

    Es war ein Kinofilm, der Daniel Lüscher davon überzeugte, ein Teil der Lösung, nicht des Problems sein zu wollen: «An Inconvenient Truth», zu Deutsch «Eine unbequeme Wahrheit», die oscarprämierte Doku von Al Gore. Damit versuchte der ehemalige US-Vizepräsident, die Welt bezüglich globaler Erwärmung wachzurütteln. «Ich habe den Film bei einem Aufenthalt in New York gesehen», erinnert sich Daniel Lüscher. «Danach wusste ich, dass es Zeit ist, zu handeln – auch für mich.» Es war der Startschuss zu Myblueplanet. Der Verein richtet sich an Menschen, die in ihrem Leben einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. «Wir zeigen im Kleinen, was im Grossen machbar ist», zitiert Daniel Lüscher das Vereinsmotto. Zurück aus New York sammelte er mit Freund*innen und Bekannten Geld, um den Gore-Film eine Woche lang gratis in den Winterthurer Kinos zu zeigen. Mehr als 15 000 Menschen profitierten von dieser Möglichkeit – ein erster Erfolg für das damals noch kleine Team.

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    Nachhaltigkeit mit Kopf, Herz und Hand

    Inzwischen zählt Daniel Lüschers «Bodenpersonal» im Myblueplanet-Büro in Winterthur 15 Angestellte. Er selbst ist seit mehr als einem Jahr vollamtlicher Klimaschützer – bald sogar mit Mastertitel. «Einen Teil meines ‹Executive MBA in Sustainable Business› habe ich abgeschlossen. In meiner Masterthesis beschäftige ich mich mit ‹Climate actions for companies›.» Dabei geht es um Strategien für Schweizer KMU auf dem Weg zu Netto-Null, zur Klimaneutralität. Daneben laufen all die Projekte, die der Verein seit Jahren erfolgreich umsetzt. Eine Auswahl: Klimaprogramme mit Schulen und Gemeinden in der halben Schweiz, Bildungsworkshops für Lernende und Projekte zur Verdoppelung der Photovoltaikfläche im Kanton Zürich. Eines ist Daniel Lüscher dabei besonders wichtig. «Die Natur ist unsere Partnerin. Und genau so sollten wir sie auch behandeln.» Nachhaltig aktiv zu sein, heisst für ihn denn auch: voller Einsatz mit Kopf, Herz und Hand. «Gemeinsam mit den Teilnehmenden des Projekts MyBlueTree haben wir in den letzten Jahren über fünftausend Bäume gepflanzt.»

    Natur als Partnerin: Mit Hilfe von Freiwilligen hat Myblueplanet in den letzten Jahren tausende Bäume gepflanzt.

    Der Mensch im Mittelpunkt

    Daniel Lüscher hat sich entschieden, die letzten zehn Jahre seines Berufslebens dem Klimaschutz zu widmen. Die Fliegerei, seine grosse Passion, die ihn bereits als Bub in den Appenzeller Voralpen faszinierte, hat er aufgegeben. Er, der über 10 000 Flugstunden hinter sich hat. «Was das Fliegen betrifft, braucht es dringend eine CO2-Abgabe auf alle Treibstoffe», sagt er. Wobei Daniel Lüscher keiner ist, der die Klimasituation mit Verboten und Regulierungen allein verbessern möchte. «Mein Wunsch ist es, dass die Leute selbst überlegen, was sinnvoll ist und was nicht.» Zum Beispiel? «Vermehrt mit dem Zug zu reisen statt mit dem Auto – oder regional einzukaufen.» Lüscher ist überzeugt, dass auch kleine Schritte in eine nachhaltigere Zukunft führen. Und es gibt noch weitere Faktoren, die den Klima-Käpt’n zuversichtlich stimmen. «Der öffentliche Druck auf klimaschädigende Unternehmen wächst zusehends. Ausserdem wird Klimaschutz allmählich zum Big Business, innovative Lösungen sind gefragt – wir müssen wieder Pionier*innen werden.»

  • Innovative Lösungen sind gefragt – wir müssen wieder Pionierinnen und Pioniere werden.

    Daniel Lüscher

    Gründer und Vereinspräsident von Myblueplanet

  • Myblueplanet und Energie 360°

    Energie 360° unterstützt den gemeinnützigen und unabhängigen Verein seit 2012. Unter anderem mit Sponsoringbeiträgen zur Finanzierung der ClimateLab-Workshops der Bäume des Projekts «MyBlueTree».

    Zu Myblueplanet

    Die weltklimatische Situation steht und fällt nicht nur mit neuen Technologien, sondern auch mit dem Verhalten von uns Menschen. Auch diesbezüglich ist Daniel Lüscher überzeugt, dass die Dinge künftig in die richtigen Bahnen gelangen. «In wenigen Jahren besetzen Leute aus der Klimajugend entscheidende Ämter in Politik und Wirtschaft», sagt er. «Das ist eine neue Generation, die bestens auf Nachhaltigkeit sensibilisiert ist und weiss, dass es um mehr geht als Reichtum und Wohlstand.» Die Begegnungen mit vielen verschiedenen Menschen sind es denn auch, die Lüscher als Highlight seiner bisherigen Jahre als Klimaschützer herauspickt. «Wir konnten bisher schon so viele Leute positiv inspirieren. Zudem haben wir 150 Volunteers, die ihr Wissen und ihre Zeit für uns einsetzen und freiwillig bei unseren Projekten mitmachen.» Gemeinsam etwas zu erreichen, ist für Daniel Lüscher grosse Motivation und Ziel zugleich. Denn eines steht für ihn definitiv fest: «Nachhaltigkeit ist ein Teamsport – es braucht uns alle.»

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