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Bitte Anzapfen: Wie aus Seewasser Wärme wird

Das Wasser von Seen wie dem Zürichsee stellt eine riesige Energiequelle dar. Energie 360° nutzt diese Energie schweizweit in verschiedenen Projekten und macht so ernst mit nachhaltiger Wärme und Kühlung für Gebäude und Quartiere.

Publiziert 27.11.2019 Aktualisiert 30.01.2022 Lesedauer 4 min

Ein Punkt findet in der Energiestrategie 2050 des Bundes überraschenderweise kaum Erwähnung:  thermische Netze, die auf Basis von Erdwärme, Grund- oder Seewasser funktionieren. Umweltenergie also. Schade eigentlich, denn insbesondere Seen sind äusserst ergiebige Energiespeicher. In der Kälte des Winters relativ warm, bleiben sie bei hohen Lufttemperaturen angenehm kühl. Es liesse sich ein ansehnlicher Teil des Wärme- und Kühlbedarfs abdecken und die Umwelt massgeblich entlasten – gerade in der Schweiz, wo grosse Seen und relativ grosse Städte oft nahe beieinander liegen.

Erprobtes Verfahren

Klimadebatte und Energiekrise haben das Interesse an der umweltschonenden Nutzung von Gewässern zu Heiz- und Kühlzwecken neu entfacht. Das hierzu eingesetzte Verfahren ist bereits seit Jahrzehnten erprobt, wobei der Schweiz eine Pionierrolle zukommt: 1938 war die Installation einer ersten Wärmepumpe im Rathaus Zürich durch die Firma Escher Wyss ein weltweiter Meilenstein. Die Limmat bot am Ausfluss des Zürichsees mit einer mittleren Temperatur von 7 Grad während der Heizperiode eine ideale Wärmequelle. Heute, über 80 Jahre später, gibt es an Schweizer Gewässern zwar eine grössere Zahl an thermischen Netzen und entsprechenden Neuprojekten, das Potenzial ist aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Doch es kommt zunehmend Bewegung in die Sache. Denn Gemeinden, die auf Seewasser zu Heiz- und Kühlzwecken setzen, reduzieren nicht nur ihren CO2-Ausstoss, sie erreichen auch ihre Energie- und Klimaziele wesentlich schneller. Weil Umweltenergie einfach und lokal verfügbar ist.

So funktioniert das Nutzen von Umweltenergie

Für einen Seewasserverbund braucht es eine Seezentrale, eine Energiezentrale und einen Wärmespeichertank. Ergänzt wird dieser mit einer alternativen Energiequelle, welche die Versorgung auch in Spitzenzeiten sicherstellt.

  • Seewasserfassung

    Die Seewasserfassung an der Aaremündung befördert das Wasser zur Energiezentrale, wo ihm eine Wärmepumpe die Wärme entzieht. Nach der Energieabgabe wird das Wasser sauber und unversehrt in den Wohlensee zurück­geführt.

  • Seewasserzentrale

    Die Seewasserzentrale liegt unterhalb des Seewasser­spiegels. Das Seewasser fliesst deshalb von selbst über eine Kunststoffleitung direkt in die Zentrale. Dort wird das Wasser gefiltert und über zwei Pumpen zur Energiezentrale geleitet.

  • Wärmepumpe

    Die Wärmepumpen entziehen dem Seewasser die Energie zur Wärmeerzeugung. Die Energie wird auf einen eigenen Kreislauf übertragen, der zur Hauptleitung führt.

  • Energiezentrale

    Das Wasser wird bis auf 55° C aufgeheizt und via Hauptleitung an die angeschlossenen Liegenschaften im Kappelenring und in Hinterkappelen weitergeleitet.

  • Spitzenlastabdeckung

    Die separate Ölheizung dient zur Absicherung der Energieversorgung und befindet sich zusammen mit dem Tank bei den Silos der ARA. Sie stellt sicher, dass auch bei Abnahmespitzen alle angeschlossenen Liegenschaften heizen und Warmwasser beziehen können.

  • Hausverteilung

    In den Gebäuden befinden sich die Übergabestationen, als Bindeglied zwischen der Fernwärmeleitung und der Hausverteilung. Die Wärmespeicher stellen sicher, dass immer genug Energie vorhanden ist. Vor Ort installierte Messgeräte erfassen den Energiever­brauch, der zur Abrechnung der Verbrauchskosten dient. 

  • Das Prinzip der Seewassernutzung ist relativ simpel: Wärmepumpen entziehen dem Wasser laufend Energie. Dazu wird eine Leitung 20 bis 40 Meter tief in den See gelegt und das 4 bis 10 Grad warme Wasser ans Ufer gepumpt. Ein Wärmetauscher erhöht die Temperatur in einem sekundären Heizungskreislauf. Das Seewasser kommt dabei nie in Kontakt mit anderen Substanzen und fliesst abgekühlt in den See zurück. Ausser den Leitungen wird im See selbst nichts gebaut. Beim Kühlen kommt das gleiche Prinzip zur Anwendung: Das Wasser wird zunächst in ein Reservoir am Ufer gepumpt und anschliessend in ein Röhrensystem geleitet. Es zirkuliert in einem Wärmetauscher, der an das Kühlsystem des Gebäudes angeschlossen ist. Durch die thermische Vernetzung der Systeme werden darüber hinaus auch Synergien zwischen Wärme- und Kälteverbrauchern über die Jahreszeiten möglich.

    Seewärmeprojekte von Energie 360°

    • In der Gemeinde Wohlen bei Bern nutzt Energie 360° mit dem Wärmeverbund Kappelenring die Wärme des Wohlensees und versorgt rund 110 Liegenschaften. Bei maximalem Schutz von Flora und Fauna ergeben sich jährliche Einsparungen von über 3000 Tonnen CO2.
    • In Zürich Tiefenbrunnen entsteht unter Federführung von Energie 360° ein Energie-Transformationsprojekt, das künftig 200 Liegenschaften mit erneuerbarer Wärme versorgen soll. Zurzeit noch mehrheitlich mit Gas und teilweise mit Erdöl betrieben, wird künftig eine Energielieferung von 15 GWh aus Seewasser angestrebt, woraus eine Einsparung von 2800 Tonnen CO2 pro Jahr resultiert.
    • Der Energieverbund Enerlac von Energie 360° in Tolochenaz und Morges am Genfersee soll in drei Ausbaustufen erfolgen. Das Projekt sieht eine Seewassernutzung für Wärme und Kälte über eine zentrale Wasserfassung vor. Im Endausbau werden 25 GWh Energie geliefert und jährlich 3000 Tonnen CO2 eingespart
    • Der Kinderzoo in Rapperswil-Jona nutzt seit 2014 eine von Energie 360° gebaute Anlage, die Wasser aus dem See zu einer Wärmepumpe auf dem Zoogelände leitet. Das Wasser dient als Hauptwärmequelle für die Heizanlage des Zoos. Es fliesst anschliessend entweder zurück in den See oder wird zum Befüllen der Becken für Elefanten und Pinguine oder zur Reinigung der Zooanlagen genutzt. Dank der Seewassernutzung spart der Kinderzoo pro Jahr gut 100 000 Liter Heizöl und entlastet die Umwelt jährlich um 272 Tonnen CO2.

    Seewasser als Energiequelle nutzen – so funktioniert's.

    In 20 bis 30 m Tiefe wird dem Zürichsee Seewasser entnommen und in die Energiezentrale geleitet. Die Wärmeenergie aus dem See wird von einer Wärmepumpe auf das erforderliche Temperaturniveau (70-80°) gebracht. Die Wärme wird über Fernwärmenetze verteilt.

    Ökologisch unbedenklich

    Welche Auswirkungen hat die Nutzung der Seewärme auf den Fischbestand und die Gewässerökologie? Die Forscher*innen des eidgenössischen Wasserforschungsinstituts Eawag gehen davon aus, dass bei einer erwarteten Abkühlung in der Grössenordnung von 0,5 Grad Celsius keine negativen Folgen für die Ökosysteme entstehen. Im Gegenteil: Die Wärmeableitung könnte bis zu einem gewissen Mass sogar dem Treibhauseffekt entgegenwirken, indem der Temperaturanstieg – ausgelöst durch den Klimawandel – etwas abgemildert wird.

    Gewaltiger Öko-Effekt

    Eine Studie der Hochschule Luzern unter Mitwirkung der Konferenz Kantonaler Energiedirektoren geht davon aus, dass bis 2050 fast 40% des Endenergiebedarfs von Immobilien für Raumheizung und Warmwasser über thermische Netze gedeckt werden könnten. Insgesamt würden so rund 700 000 Haushalte versorgt und durchschnittlich 2500 Liter Öl pro Haushalt substituiert. Insgesamt könnten auf diese Weise die CO2-Emissionen um 5 Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Deshalb: anzapfen, bitte!

    Seewassernutzung mit riesigem Potenzial

    Erfahren Sie alles, was Sie über Seewasser als Energiequelle zum Heizen und zum Kühlen wissen sollten.

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    Die fünf grössten Vorteile der Seewärmenutzung

    • Wegfall der Transportwege. Die Energiequelle ist lokal vorhanden.
    • Neue Anschlüsse an einen bestehenden Seewärmeverbund lassen sich technisch und infrastrukturell einfach realisieren.
    • Betriebs- und Versorgungssicherheit sind gleichermassen hoch.
    • Der Energiepreis schwankt nur wenig.
    • Die Wärmequelle ist konstant vorhanden, eine Vorratbeschaffung erübrigt sich.

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