Generation Z als Zukunftsgestalterin

Am letzten Networking-Event im GDI in Rüschlikon begeisterte Jugendforscher Simon Schnetzer die Kundinnen und Kunden von Energie 360° mit einem interaktiven Vortrag. Im Fokus stand die Generation Z (Jg. 1995–2009) als Treiberin der Innovationskultur. Wir nutzten die Gelegenheit und haben Simon Schnetzer zum Interview gebeten.

Simon Schnetzer, wie wichtig sind die Themen Innovation und Zukunftsgestaltung für die Generation Z?

Wenn Sie Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z fragen, erhalten Sie kaum eine eindeutige Antwort. Es gibt einen grossen Unterschied zwischen Schülerinnen und Schülern und Berufstätigen. Junge Menschen erkennen die Wichtigkeit erst, wenn sie ins Berufsleben einsteigen. Sie haben eine neue Idee, müssen sich aber von ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen anhören: «Nein, das geht so nicht. Das machen wir schon immer so. Unsere Strukturen sind gewachsen.» In diesem Moment realisieren sie, dass die Wertschätzung für Ideen und der Raum zur Umsetzung doch ganz wichtig sind.

 

Junge Menschen sind Seismografen für gesellschaftliche und technische Veränderungen.

Simon Schnetzer, Jugendforscher und Speaker

 

Wer ermöglicht in einem Unternehmen diese Räume, um Kreativität und Ideen zu schaffen?

Führungskräfte spielen eine total wichtige Rolle. Sie entscheiden, ob sie diesen Raum geben oder beschränken. Wenn junge Menschen im Arbeitsverhältnis sind, merken sie, wie wichtig ihnen der Gestaltungsspielraum ist.

 

lab360: Innovationslabor von Energie 360°

Energie 360° hat eine eigene Denkwerkstatt: das lab360. Das Inhouse-Innovationslabor identifiziert Zukunftsthemen und entwickelt Lösungen in Form von neuen Geschäftsmodellen und Prototypen. Es gestaltet die Zukunft des Unternehmens mit, wobei das wichtigste Kriterium immer der Kundennutzen ist.

Das lab360 kennenlernen

 

Was macht die Generation Z zu relevanten Zukunftsgestalterinnen und Zukunftsgestaltern?

Aus meiner Sicht gibt es zwei ganz wichtige Aspekte. Zum einen hat die junge Generation noch viele Jahre vor sich – ihr gehört die Zukunft. Das heisst, den jungen Menschen ist es sehr wichtig, jetzt die entsprechenden Weichen zu stellen.

Zum anderen sind junge Menschen Seismografen für gesellschaftliche und technische Veränderungen. Junge lassen sich eher auf Neues ein als ältere Menschen. Mit ihrer Neugierde prägen sie ein neues Nutzungsverhalten. Das hilft uns, die Zukunft mit der Generation Z einfacher zu gestalten. Wir brauchen nicht nur die Seismografen, die sagen, was kommt, sondern auch die Fähigkeit, damit umzugehen.

 

Laut Ihrer Studie «Junge Schweizer*innen 2021» ist der Schutz von Klima und Umwelt für die Generation Z sehr relevant. Was kann sie zur Energiewende und -transformation beitragen?

Das Klima ist die Top-Sorge junger Menschen. Die Bereitschaft, sich nachhaltig zu verhalten, ist da. Doch die Jungen tun gerne, was unkompliziert ist, zum Beispiel Müll trennen. Grundsätzlich sind sie keine Weltmeister im Verzichten. Wir merken aber, dass mehr junge Menschen bereit sind, neue Verhaltensweisen auszuprobieren. Die Sensibilisierung dafür ist hoch, aber die Umsetzung ist nicht ganz so einfach. Dies liegt daran, dass ältere Generationen oder Teile der Lebensgemeinschaft häufig ein anderes Verhalten haben.

 

Wie helfen wir jungen Menschen, sich nachhaltiger zu verhalten?

Wir müssen diese Barriere des Unbekannten durchbrechen, indem wir junge Menschen erleben lassen, wie es ist, sich nachhaltiger zu verhalten.

 

Braucht die Generation Z dazu Vorbilder?

Vorbilder alleine reichen nicht. Wir müssen uns immer wieder fragen: Wo wird es erlebbar? Zum Beispiel beim Thema Strom: Auf Smartphones oder anderen elektrischen Geräten sehen wir nicht, womit sie geladen werden. Wenn Sie ein Stromanbieter sind, nehmen Sie sich die Freiheit und schreiben Sie auf jede Steckdose «Hier tankst du nachhaltigen Strom». Oder als Unternehmen schaffen Sie Anreize für Mitarbeitende, zum Beispiel in Form von Challenges, nachhaltig zur Arbeit zu kommen. Zeigen Sie Wertschätzung für nachhaltiges Verhalten.

 

Jugendforscher Simon Schnetzer erläutert im Interview mit Energie 360°, wie die Generation Z als Zukunftsgestalterin Innovationen vorantreiben kann.

In seinen Studien im DACH-Raum untersucht Simon Schnetzer wichtige Themen und Trends der Generation Z. Sein Ziel: attraktive Lebens- und Arbeitswelten schaffen.

Wie hat sich im Vergleich zu den Vorgängern der Generation Y, Personen mit den Jahrgängen 1980 bis 1994, das Denken zu den Themen Innovation und Nachhaltigkeit verändert?

Der erste Unterschied liegt in der Lebenssituation. Die Generation Z lebt häufig noch zu Hause oder in einer WG. Sie ist noch nicht ganz angekommen und finanziell abhängig vom Elternhaus, weshalb sie keine allzu grosse Verantwortung trägt. Die Generation der Millennials befindet sich in einer Übergangsphase: Die einen sind schon angekommen, andere wollen sich ausprobieren. Da stört nachhaltiges Verhalten auch mal. Für Junge ist es relativ einfach, sich zu engagieren. Sobald dann die zusätzlichen Verpflichtungen kommen wie Familie und Job, wird es schwieriger. Diese mit der Lebensphase einhergehenden Bedürfnisse bilden die Schwierigkeiten, wo sich Y und Z massiv unterscheiden.

In Bezug auf das Commitment zur Nachhaltigkeit unterscheiden sich die beiden Generationen nicht so sehr. Bei den Millennials sind diese Werte sogar eher stärker ausgeprägt als bei der Generation Z.

 

Wie können Unternehmen die Generation Z als Innovationsressource integrieren und begeistern?

Dazu habe ich fünf mögliche Konzepte erarbeitet: Ideenbox, Trendradar, Challenge, Intrapreneurship und Zukunftsgestalter.

Wir beginnen mit einer Ideenbox. Die Ideenbox steht dafür, dass ein Unternehmen sagt: «Wir interessieren uns für deine Vorschläge.» Wenn ich als junger Mensch in ein Unternehmen komme, signalisiert mir dieses an irgendeiner Stelle, dass es an meinen Ideen für Verbesserungen, für neue Konzepte oder Geschäftsmodelle interessiert ist. Unternehmen können Ideen zum Beispiel in einer Box sammeln und danach auswerten. Dabei ist es wichtig, auf gesammelte Inputs ein Feedback zu geben und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zu vermitteln.

Den Trendradar finde ich super. Setzt euch einmal die Woche mit dem Team zusammen und diskutiert gemeinsam, ob ihr in der letzten Woche selbst als Kundin oder Kunde irgendwo etwas Cooles erlebt habt. Es ist wichtig, die Mitarbeitenden zu sensibilisieren, den Blick aus Sicht des Unternehmens zu schärfen und unternehmerisch weiterzudenken.

 

Simon Schnetzer präsentiert am Energie 360° Networking-Event fünf Konzepte, wie für die Generation Z in Unternehmen Freiräume für Ideen sowie Innovationen geschaffen werden können.

Der Allgäuer Jugendforscher weiss, wie die Generation Z tickt und wie Unternehmen junge Menschen als Innovationskraft integrieren können.

Wie schaffen wir mit Challenges, Intrapreneurship und Zukunftsgestaltern Freiräume zur Selbstwirksamkeit und Ideenfindung?

Unternehmen sollten Herausforderungen in der Geschäftsführung nicht alleine ausmachen. Warum nicht einfach fragen, welche Mitarbeitenden sich gerne dem Team anschliessen würden? Und das in Form von Challenges? Sie arbeiten im Team, aber trotzdem im Wettbewerb untereinander. So schaffen Unternehmen einen zusätzlichen Anreiz, Lösungen zu finden und zu entwickeln.

Sehr cool ist es auch, Intrapreneurship zu fördern. Unternehmen sollten trotz bestehenden Geschäftsmodellen offen sein und für neue Ideen eine Bühne im Haus anbieten. Gute Ideen können sie mit einem gewissen Budget unterstützen und in Richtung Zukunft bringen.

Schliesslich gibt es noch die Zukunftsgestalter. Das ist eine moderierte Workshopsequenz. Gemeinsam forschen wir, denken aus Sicht der Kundschaft oder Zielgruppen, führen Design Thinking durch – ein geleiteter Prozess. Viele junge Menschen denken, sie seien nicht innovativ. Aber gestaltet wir den Prozess richtig, kann jede und jeder innovativ sein. Die erarbeiteten Konzepte werden am Schluss präsentiert und diskutiert.

 

Wie präsentieren sich Unternehmen glaubwürdig als innovativ gegen aussen?

Indem sie den Prozess öffnen und erlebbar machen. Ausserdem sollten wir nicht vergessen: Wenn sich junge Menschen beruflich entscheiden, sind die Empfehlungen aus dem Umfeld total wichtig. Wie spricht der nahe Sozialkreis über das Unternehmen? Mit dem Konzept der Zukunftsgestalter stärkt man nicht nur die Innovationskraft, sondern macht sich auch nach aussen als innovatives Unternehmen sichtbar und erlebbar.

 

Jugendforscher Simon Schnetzer am Energie 360° Networking-Event

Simon Schnetzer hat Volkswirtschaft studiert und sich nach mehreren beruflichen Stationen in Berlin, Genf, London und Nairobi als Jugendforscher, Speaker und Trainer selbständig gemacht. Heute zählt er zu den Top-Speakern und Führungskräftetrainern für die Generationen Y und Z. Seit 2010 erforscht er als Autor der Studie «Junge Deutsche» den Einfluss der Digitalisierung auf die Lebens- und Arbeitswelt von morgen. Zusätzlich bietet er mit der preisgekrönten Gründervilla Menschen mit Ideen eine Bühne.

 

Energie 360° investiert in Start-ups

Mit dem Smart Energy Innovationsfonds AG unterstützt Energie 360° Start-ups in den Bereichen Cleantech, Energie, Smart Cities und Mobilität. Junge Unternehmen profitieren nicht nur von der finanziellen Hilfe, sondern auch von der Expertise und dem grossen Netzwerk.

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