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Soziales Engagement für Velafrica: Drahtesel schaffen Perspektiven

Ausgediente Schweizer Velos sind zu schade für den Schrott. Velafrica sammelt sie ein, lässt sie hier in Werkstätten reparieren und transportiert sie nach Subsahara-Afrika, wo sie Velomobilität und soziales Unternehmertum fördern.

Publiziert 11.02.2023 Lesedauer 4 min

Soziales Engagement: Früh morgens in der Integrationswerkstatt Hermetschloo am Zürcher Stadtrand. IV-Bezüger*innen und Menschen im Massnahmenvollzug reparieren hier Velos für Velafrica. Heute werden sie dabei von Mitarbeitenden von Energie 360° unterstützt – unter ihnen ist auch Michael Bänziger. Er ist seit eineinhalb Jahren bei Energie 360° und verantwortet als Projektleiter Kommunikation den Geschäfts- und den Nachhaltigkeitsbericht, das Content Marketing sowie die interne Kommunikation.

Michael Bänziger von Energie 360° beim sozialen Engagement für Velafrica.

 

Heute tauscht Michael Bürotisch und Computerbildschirm gegen Zange und Schraubenzieher, denn es geht darum, gespendete Velos für Velafrica aufzubereiten: «Nach einer kurzen Einführung durch den Werkstattleiter haben wir gleich losgelegt. Zusammen mit einem anderen Kollegen von Energie 360° wurde ich einem Mechaniker zugeteilt, den wir bei seiner Arbeit unterstützen durften: Wir haben uns ein Velo geschnappt und geschaut, was dort gemacht werden muss, unnötige Teile abmontiert und defekte ausgetauscht oder wieder auf Vordermann gebracht.»

Michael Bänziger und Dominik Bittel von Energie 360° bei ihrem Einsatz mit einem Velomechaniker der Integrationswerkstatt Hermetschloo.

Velafrica: Drahtesel-Recycling macht Schule

Die Erfolgsgeschichte von Velafrica begann 1993, als Paolo Richter die Velowerkstatt Drahtesel initiierte und die ersten 300 Recyclingvelos nach Ghana schickte. Was als kleines Programm entstand, ist mittlerweile eine eigenständige Organisation, die bis heute gut 300 000 Velos aufbereitet und in die Subsahara-Region Afrikas überführt hat. Velafrica verfügt inzwischen über rund 400 Sammelstationen in der ganzen Schweiz, wo ausgediente Velos kostenlos abgegeben werden können. Um die stetig steigende Menge an Velos auch aufbereiten zu können, hat Velafrica in der Schweiz ein Netzwerk von Partnerwerkstätten aufgebaut, das heute mehr als 30 Betriebe zählt – unter ihnen auch die Werkstatt Hermetschloo.

Velafrica – Mobilität mit Perspektiven

Ob mit einer Einzel-Velospende, dem Organisieren einer Sammlung oder als Unternehmen – Velafrica lebt vom ehrenamtlichen Einsatz engagierter Unterstützer*innen. Erfahre hier mehr.

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Mobilität, Jobs, Ausbildung

Was weniger bekannt ist: Velafrica exportiert nicht nur Velos, sondern auch Wissen. «Unsere Arbeit endet nicht mit dem Versand der reparierten Velos. Gemeinsam mit unseren Partnerbetrieben eröffnen wir Velowerkstätten, führen Schulungen durch und bilden Mechaniker*innen aus», erklärt Ladina Caprez von Velafrica. Dadurch entstehen Arbeitsplätze. Die Velozentren bauen Zweigstellen auf und treiben so die ökologische, gesunde Mobilität voran. Der Grossteil der Velos gelangt nach Tansania, Burkina Faso, Madagaskar und Südafrika, ein kleinerer Teil nach Ghana, Gambia und an die Elfenbeinküste. Neben den Velos exportiert Velafrica auch Ersatzteile, vornehmlich Schläuche, Räder und Ketten. Erwähnenswert ist auch das «Bike to School»-Programm von Velafrica: «Darin erhalten Kinder aus sehr armen Verhältnissen, die lange und gefährliche Schulwege haben, vergünstigt Fahrräder. Davon haben bislang über 4000 Kinder profitiert und im Jahr 2023 sollen es noch 2000 mehr werden», sagt Ladina Caprez und fügt hinzu: «Um zu verhindern, dass ein Defekt am Velo die Jugendlichen ausbremst, besuchen sogenannte ‹Flying Mechanics› die Schulen in den ländlichen Gebieten. Sie reparieren die Fahrräder direkt vor Ort und wechseln platte Reifen und abgefahrene Bremsklötze aus – und werden ebenfalls über das Programm finanziert.»

  • Eine Velomechanikerin von Velafrica trägt ein Fahrrad auf ihrer Schulter. Im Hintergrund sind weitere Fahrräder zu sehen.

  • Auch dieser junge Burkiner wurde im Velozentrum von Velafrica zum Velomechaniker ausgebildet. © Assetou Sissoko, 2021

  • Mädchen aus Tansania, die im Zuge des «Bike to School»-Programms von Velafrica ein Velo erhalten haben. © Chimwemwe Mkandawire, 2020

  • Die fliegenden Mechaniker von Velafrica in Tansania reparieren Velos des «Bike to School»-Programms direkt vor Ort. © Chimwemwe Mkandawire, 2020

  • «Mein Einsatztag in drei Worten: inspirierend, lehrreich, engagiert.»

    Michael Bänziger

    Projektleiter Kommunikation bei Energie 360°

  • Ein Einsatz mit Fingerspitzengefühl

    Zurück nach Zürich, in die Integrationswerkstatt Hermetschloo. Michael hat an diesem Tag an drei Fahrrädern gearbeitet: «Da braucht es handwerkliches Geschick und Fingerspitzengefühl. Zum Beispiel, wenn es darum geht, die Bremsen einzustellen oder die Gangschaltung zu justieren. Zwei der drei Velos haben wir komplett aufbereitet und für die Verschiffung bereit gemacht. Das heisst, wir haben jeweils das Vorderrad abgenommen und die Velos wie zusammengefaltet, damit sie gut in die Schiffscontainer passen und den Transport heil überstehen. Das dritte war nicht mehr zu gebrauchen. Dieses haben wir in seine Einzelteile zerlegt und geschaut, was noch als Ersatzteile für andere Velos dienen könnte.»

  • Beim Justieren der Gangschaltung ist Fingerspitzengefühl gefragt.

  • Mit Teamwork und etwas handwerklichem Geschick gelingt das Abmontieren eines Hinterrads.

  • Für manche Arbeiten wird aber auch das grosse Gerät ausgepackt.

  • Soziales Engagement: Horizonte erweitern, neue Perspektiven kennenlernen

    «Etwas Handwerkliches zu machen war eine schöne Abwechslung. Sonst bekommt man gar nie die Gelegenheit, einfach einen Tag in einer Velowerkstatt mitzuarbeiten. Der Einsatz in der Integrationswerkstatt hat meinen Horizont erweitert – es war ein inspirierender Austausch mit aufgeschlossenen, hilfsbereiten Menschen, die sich viel Mühe gegeben haben, uns alles detailliert zu erklären.» Ein weiteres Highlight seines Arbeitseinsatzes für Velafrica waren die Workshops am Nachmittag: «Dort haben wir gelernt, wie man effizient einen Radschlauch wechselt. Und ich habe zum ersten Mal autogen geschweisst – eine ganz neue Erfahrung. Ich würde auf jeden Fall wieder teilnehmen und freue mich schon auf meinen nächsten Einsatz fürs Soziale Engagement von Energie 360°.»

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