In Zukunft muss Gas erneuerbar sein
Gewisse Industrieanwendungen benötigen auch in Zukunft Gas. Energie 360° setzt sich schon heute damit auseinander, grünen Wasserstoff und andere Gase aus erneuerbaren Quellen zu beschaffen. 2023 startete das Unternehmen mehrere Initiativen dazu.
Publiziert 19.02.2024 Lesedauer 3 minWährend Privathaushalte über nachhaltige Alternativen zur Gasheizung oder zum Gasherd verfügen, haben einige Industriebetriebe keine andere Wahl. Für Hochtemperaturanwendungen brauchen sie auch in Zukunft Gas. Für Jörg Wild, CEO von Energie 360°, ist klar: «Wir wollen dieses Gas bis 2040 vollständig aus erneuerbaren Quellen anbieten.» Doch es ist absehbar, dass dafür die Menge an Schweizer Biogas nicht ausreicht. Darum sind weitere erneuerbare Gase gefragt. Energie 360° sieht besonders bei grünem Wasserstoff grosses Potenzial. «Grün» ist der Wasserstoff deshalb, weil er aus erneuerbarem Strom gewonnen wird. Bei der Energiedienstleisterin sind mehrere Innovationsprojekte im Gange, um verschiedene erneuerbare Quellen zu evaluieren. Drei davon stellen wir Ihnen hier vor.
Eine Partnerschaft für einen emissionsfreien Energiekreislauf
Wasserstoff ist schwierig zu lagern und zu transportieren. Eine Lösung dafür bietet die Firma Tree Energy Solutions (TES): Sie hat ein Verfahren entwickelt, um aus grünem Wasserstoff und wiederaufbereitetem CO2 das synthetische Methan eNG (electric natural gas) herzustellen. Dieses kann einerseits über bestehende Gasnetze transportiert werden. Andererseits lässt sich damit ein emissionsfreier Energiekreislauf herstellen.
Energie 360° ging im Februar 2023 eine
Partnerschaft mit TES ein. Das Ziel: TES versorgt Energie 360° ab 2027 mit eNG, umgekehrt liefert Energie 360° erneuerbares CO2 an TES, das aus eigenen Energieanlagen stammt. So entsteht ein emissionsfreier Kreislauf, der zur Energiewende beiträgt.
Sommerstrom gegen die Winterstromlücke
Im Sommer produzieren Solaranlagen mehr Energie, als die Konsument*innen verbrauchen. Es gibt allerdings Möglichkeiten, die überschüssige Energie für den Winter zu speichern. Eine davon ist die sogenannte Geo-Methanisierung: Dabei wird die erneuerbare Energie in Wasserstoff umgewandelt und zusammen mit CO2 in einen natürlichen Untergrundspeicher eingebracht. In mehr als 1000 Metern Tiefe verbinden Urzeitbakterien den Wasserstoff und das CO2 zu erneuerbarem Methangas – einer Energiereserve für den Winter.
Um die verschiedenen Aspekte eines solchen Speichers zu beleuchten, beteiligte sich Energie 360° am
Forschungsprojekt «Underground Sun Conversion – Flexible Storage» . Die Studie, die vom österreichischen Energiespeicherunternehmen RAG Austria AG und den Schweizer Forschungspartnern Universität Bern, Empa und der Ostschweizer Fachhochschule erstellt wurde, konnte 2023 erfolgreich beendet werden. Sie zeigt, dass eine Umsetzung möglich und wirtschaftlich interessant ist, wenn dabei stillgelegte Gasspeicher genutzt werden. Energie 360° prüft nun eine Beteiligung an einem Speicherprojekt für erneuerbare Gase.
Anlage des Forschungsprojekts «Underground Sun Conversion».
Evaluation von Ammoniak als Energieträger für grünen Wasserstoff
Das Innovationslabor von Energie 360°, das lab360, prüfte Ende 2022 verschiedene Einsatzmöglichkeiten von Ammoniak als Energieträger von grünem Wasserstoff. Bekannt ist bereits, dass Ammoniak eine Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellt und gut speicherbar ist. So findet es in Brennstoffzellen und in Verbrennungsmotoren Verwendung. Eine weitere Möglichkeit wäre der Einsatz von Ammoniak als Speicher für grünen Wasserstoff.
Für die Zukunft auf Kurs
Eines steht fest: Erneuerbare Gase haben grosses Potenzial. Gefragt sind weiterhin intensive Forschung, Innovationsprojekte, Lösungsideen und Partnerschaften, um dieses Potenzial optimal zu entfalten. Jörg Wild ist zuversichtlich: «Die Transformation des Energiesystems von fossil zu erneuerbar ist eine grosse Herausforderung. Wir packen sie an.»
*Bildquelle Headerbild: «RAG»
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