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Energie 360° im Wandel der Zeit – eine Geschichte der Transformationen

Die Geschichte von Energie 360° ist geprägt von steter Transformation. Sie beginnt im 19. Jahrhundert, führt durch den Boom fossiler Energieträger und die weltweite Elektrifizierung. Heute steht der Bau eines nachhaltigen Energiesystems im Zentrum.

Publiziert 22.02.2024 Lesedauer 7 min

Wie viele andere Städte forcierte auch Zürich Mitte des 19. Jahrhunderts die Idee, die Stadtbeleuchtung mit neuartigen Gaslaternen sicherzustellen. Dafür brauchte es erstens eine Versorgungsinfrastruktur – ein Gasnetz – und zweitens den Energieträger Gas. Letzteres produzierten die Stadtzürcher*innen beim Platzspitz in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofs. Das damalige «Stadtgas» destillierten sie aus Holz aus heimischen Wäldern. Für die Umsetzung dieser Aufgaben wurde 1856 eine Aktiengesellschaft gegründet – das Vorläuferunternehmen der heutigen Energie 360° AG.

Im Zuge der weltweiten Industrialisierung wurde indes Kohle als Energieträger immer günstiger. Knapp 40 Jahre später, 1898, stellte Zürich darum die innerstädtische Holzdestillation ein. In Schlieren entstand das noch heute bekannte Gaswerk, in dem das Vorgängerunternehmen von Energie 360° künftig bis weit in die 1960er-Jahre Stadtgas produzierte.

Günstige Energie: Strom und fossile Energieträger

Der Durchbruch der Elektrizität im 20. Jahrhundert machte das Stadtgas allerdings für die Beleuchtung zu teuer. Stattdessen nutzten die Menschen das Gas nach dem Zweiten Weltkrieg zum Kochen, für die Warmwasserproduktion und für Gasgeräte wie etwa Waschmaschinen.

Die enorme Entwicklung in dieser Pionierzeit meisterte Energie 360°, indem sich das Unternehmen immer wieder den neuen Begebenheiten anpasste: Nutzte es zuerst Holz – einen lokalen, erneuerbaren Energieträger – als Energiequelle, setzte es später mit Kohle auf eine fossile Energiequelle. Über hundert Jahre lang war Energie 360° damit sowohl Energieproduzentin als auch Energiedistributorin. Das änderte sich erst in den 1960er-Jahren, als Energie 360° schrittweise Erdgas zu importieren begann und in den 1970er-Jahren schliesslich die Gasproduktion in Schlieren aufgab.

1856: Die Stadt Zürich produziert «Stadtgas» aus heimischem Holz mitten in der Stadt und beginnt mit dem Bau des Gasnetzes.

1898: Die Stadt Zürich stellt die Gasproduktion aus erneuerbaren Energieträgern ein. Im neuen Gaswerk Schlieren produziert das Vorgängerunternehmen von Energie 360° nun Gas aus Kohle.

Ab 1920: Elektrisches Licht erhellt immer mehr Zürcher Strassen, Stadtgas verliert für die Beleuchtung an Bedeutung.

Ab 1945: Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzen die Menschen Gas vermehrt als Energieträger zum Kochen und für die Warmwasserproduktion.

Ab 1960: In Europa werden Erdgasvorkommen entdeckt und erschlossen. Es löst in den Folgejahren das teurere «Stadtgas» sukzessive ab.

Siegeszug des Erdgases – und Energie 360° wird zur Biogaspionierin

Die aus heutiger Sicht umweltschädliche Produktion des Stadtgases war Mitte des letzten Jahrhunderts kaum ein Thema. Jedoch erwies sich auch seine Giftigkeit als Problem: Immer wieder kam es in der Bevölkerung zu Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Noch mehr Kopfzerbrechen bereitete den Gasversorgern in den 1960er-Jahren jedoch die zu geringe Wirtschaftlichkeit der Stadtgas-Produktion.

Darum begann Energie 360° bereits in den 1960er-Jahren, Erdgas zu importieren. Im Mai 1974 erfolgte dann die Zäsur: Das Unternehmen stellte die Eigenproduktion von Gas ein. Rund ein Vierteljahrhundert lang spezialisierte sich anschliessend Energie 360° – damals unter dem Namen Gasversorgung Zürich – auf die Beschaffung von Erdgas sowie die Entwicklung und den Unterhalt des Gasnetzes in der Stadt Zürich und den umliegenden Gemeinden.

In dieser Zeit reifte in der Gesellschaft der Wunsch nach einer nachhaltigen Energieversorgung. Ein erster Hebel lag darin, die CO2-Emissionen des Gases zu reduzieren. Zum ersten Mal speiste Energie 360° dazu aus Grünabfall aufbereitetes Biogas ins eigene Gasnetz ein. Das Jahr 1997 war für die weitere Zukunft des Unternehmens darum ein Meilenstein. Mit diesem Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit begann das Unternehmen mit einer Transformation, die bis heute anhält. Der Biogas-Anteil im Standardprodukt zum Heizen beträgt bereits 30% und wird sukzessive erhöht.

1974: Die Erdgas-Transitleitung TENP (Trans-Europa-Naturgas-Pipeline) von Holland nach Italien ermöglicht die Lieferung von ausreichend Erdgas, um Schweizer Städte zu versorgen und den wachsenden Bedarf für Gasheizungen zu decken. Am 6. Mai 1974 stellt die letzte Ofenanlage im Gaswerk Schlieren den Betrieb ein.

1997: Die «Gasversorgung Zürich» speist zum ersten Mal Biogas ins Gasnetz ein. Auf politischer Ebene wird Biogas später bei mit Gas betriebenen Autos als «erneuerbare Energiequelle» anerkannt werden.

1998: Die Gasversorgung wird mit einer Volksabstimmung aus der Stadtzürcher Verwaltung ausgegliedert, erhält die Rechtsform einer Aktiengesellschaft und tritt unter dem Namen Erdgas Zürich auf.

2000–2006: Die Gasversorgungen von 18 Gemeinden rund um die Stadt Zürich bilden ein zusammenhängendes regionales Direktversorgungsgebiet. Die Gemeinden beteiligen sich als Aktionäre an der damaligen Erdgas Zürich AG.

2008: Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich sagen in einer Volksabstimmung Ja zur 2000-Watt-Gesellschaft.

Grünabfall in der Biogasanlage Bachenbülach von Energie 360°.

Energie 360° an vorderster Front beim Umbau des Energiesystems

Das klare Votum der Stadtzürcher Bevölkerung für eine nachhaltige Energieversorgung bildete für Energie 360° die Grundlage, um die Unternehmenstransformation zu beschleunigen. Energie 360° nutzt dafür in den folgenden Jahrzehnten sämtliche vorhandenen Technologien; wo solche fehlen oder erst im Entstehen sind, unterstützt das Unternehmen mit seinem Smart Energy Innovationsfonds seit 2015 Start-ups mit Kapital und Wissen.

Basis der Transformation ist das Konzept der «Sektorkopplung»: Im traditionellen Energiesystem sind die einzelnen Energiesektoren – etwa Mobilität, Erzeugung von Wärme und Kälte oder Betrieb von Haushaltgeräten – klar getrennt und auf einen (meist fossilen) Energieträger begrenzt. Energie 360° hat die Ambition, diese «Silos» aufzubrechen, miteinander zu verknüpfen und die Leistung wo immer möglich mit Energie aus lokalen und erneuerbaren Quellen zu erbringen.

 

 Die Elektromobilität nimmt Fahrt auf

Diesem Ziel nähert sich Energie 360° Schritt für Schritt. Beispiel Mobilität: In den 2000er-Jahren förderte Energie 360° zunächst Autos mit Erdgasantrieb; bald begann Energie 360°, deren CO2-Emissionen zu senken, indem sie Biogas beimischte. Mit dem Aufkommen der ersten Elektroautos wurde das Undenkbare plötzlich ein realistisches Szenario: dass Autos nicht mehr mit Treibstoffen auf Basis von Erdöl, sondern mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden könnten. Für Energie 360° war das der Startschuss, den Sektor «Mobilität» grundsätzlich neu zu denken.

2009: Als erstes Unternehmen der Schweiz bietet Energie 360° ihren Kund*innen erneuerbares Biogas nicht mehr ausschliesslich zum Fahren, sondern auch zum Heizen an. Sie können den Biogas-Anteil frei wählen. Das Produkt «100% Biogas» trägt das Schweizer Qualitätslabel «naturemade star».

2010: Gemeinsam mit Entsorgung + Recycling Zürich plant und realisiert Energie 360° die Biogasanlage im Vergärwerk Werdhölzli. Das Biogas, das heute dort produziert wird, reicht aus, um rund 6500 Haushalte zu versorgen.

2014: Die Transformation des Unternehmens hin zur Anbieterin erneuerbarer Energie und nachhaltiger Energielösungen zeigt sich in einem neuen Namen: Aus der Erdgas Zürich AG wird die Energie 360° AG.

Einer von vielen Meilensteinen erfolgte 2017: Auf der Autobahnraststätte Forrenberg Nord nahmen Energie 360° und die GOFAST AG ihre erste gemeinsame Schnellladestation für Elektroautos in Betrieb – zahlreiche weitere sollten folgen. Heute ist die Mobilitätsgruppe von Energie 360° mit ihren Unternehmensbeteiligungen Swisscharge und GOFAST die schweizweit führende Anbieterin von Ladelösungen: zu Hause, im Unternehmen und unterwegs. Mit Coop gewann Energie 360° 2021 einen grossen Partner und stattet dessen Einkaufszentren schweizweit mit Ladepunkten aus. Im Einkaufszentrum Regensdorf installierte Energie 360° einen der damals grössten öffentlichen Schnelladeparks. Auch die SBB-Immobilien setzen auf die Kompetenzen von Energie 360°: Künftig erhalten mehrere tausend Mieter*innenparkplätze eine E-Ladestation.

Ladestationen für Elektroautos im Einkaufzentrum «Zänti» Regensdorf

Noch mehr Schub für die Transformation: bis 2040 nur noch erneuerbare Energie

Nicht nur in der Mobilität, auch in anderen Energiesektoren arbeitet Energie 360° daran, ein konsequent nachhaltiges Energiesystem zu verwirklichen. Im stadtzürcherischen Gebiet Lengg ebenso wie in Meilen, von La Punt bis an den Lac Léman: Vielerorts konzipiert und betreibt Energie 360° Energieverbünde, die sich der verschiedenen lokalen erneuerbaren Energiequellen bedienen – etwa Seewasser, Grundwasser, Abwärme oder Holz. Im Sommer 2018 eröffnete Energie 360° in Lausanne einen Standort, um ihre Energie- und Mobilitätslösungen auch in der Westschweiz anzubieten.

Parallel dazu hält das Unternehmen das Gasnetz fit, damit dereinst auch andere erneuerbare Gase – Methan, Wasserstoff usw. – transportiert werden können. Energie 360° sieht auch im Power-to-Gas-Verfahren grosses Potenzial. Damit lässt sich aus überschüssigem erneuerbarem Strom erneuerbares Gas herstellen. Entsprechend investiert Energie 360° in Unternehmen und Projekte, um diese Technologie voranzutreiben. Für ihren Pioniergeist wurden das Paul-Scherrer-Institut und Energie 360° mit dem Schweizer Energiepreis Watt d’Or ausgezeichnet. Im Bereich von Heizungen sieht Energie 360° jedoch Vorteile von Energieverbünden mit erneuerbaren Energien. Deshalb wird Energie 360° in jenen Gebieten das Gasverteilnetz längerfristig stilllegen.

2021 formulierte Energie 360° einen «Leitstern», der ihre ökologische Ausrichtung zusammenfasst: «Wir transformieren unser Unternehmen und liefern bis 2040 ausschliesslich erneuerbare Energie.» Der schlichte Satz gab dem Unternehmen noch mehr Schub für die Transformation. Ob Innovationsboard – ein interdisziplinär zusammengesetztes Expertengremium, um Out-of-the-Box-Lösungen zu finden – oder jüngst der Schritt, auch Solarlösungen anzubieten: Alles, was das Unternehmen tut, jeder Schritt in jedem Geschäftsfeld und in jeder Region, beruft sich nun auf diesen Leitstern.

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