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Nachhaltig bauen mit CO2-neutralem Beton

Wie nachhaltiges Bauen funktioniert, zeigt das Beispiel des Energieverbunds Volketswil: Beim Bau der Energiezentrale setzt Energie 360° erstmals CO2-neutralen Beton ein. Damit lässt sich der ökologische Fussabdruck von Gebäuden sofort reduzieren.

Publiziert 19.08.2025 Lesedauer 4 min

Weniger CO2, mehr Nachhaltigkeit: Dafür steht der Energieverbund, den Energie 360° derzeit in Volketswil baut. Dabei liefert Abwärme aus Rechenzentren die CO2-neutrale Energie, um künftig grosse Teile der umliegenden Gemeinden zu beheizen.

Bei einer so nachhaltigen Energielösung soll natürlich auch die Bauweise möglichst nachhaltig sein. Keine leichte Aufgabe, weil bei Energiezentralen meist viel Beton verbaut werden muss. Das hat drei Gründe:

 

  1. Die Gebäude müssen wegen der schweren Anlagentechnik hohe Lasten tragen. 
  2. Der Lärmschutz erfordert den Einsatz dicker Betonelemente.
  3. Oftmals werden Energiezentralen zu einem grossen Teil unterirdisch errichtet.


«Auch bei der Energiezentrale in Volketswil können wir nicht auf Beton als Baumaterial verzichten», sagt Projektleiter André Ress. «Doch gerade, weil konventioneller Beton mit einem hohen CO2-Ausstoss verbunden ist, haben wir hier einen wirkungsvollen Hebel für nachhaltiges Bauen: Wir können ihn durch CO2-neutralen Beton ersetzen.»

Wie trägt CO2-neutraler Beton zu nachhaltigem Bauen bei?

Bei dieser Innovation wird dem Beton in einem exakt berechneten Verhältnis Pflanzenkohle beigemischt. Damit lässt sich bis zu 250 kg CO2 pro Kubikmeter Beton binden. Das entspricht genau dem CO2-Ausstoss bei der Betonproduktion.Die Pflanzenkohle im Beton verwandelt Gebäude also in langfristige CO2-Speicher. «Unser Unternehmen ist am Holzheizkraftwerk Bioenergie Frauenfeld beteiligt, das als Nebenprodukt Pflanzenkohle produziert», so André Ress. «Deshalb war für uns klar: Wir wollen beim Bau einer Energiezentrale den Einsatz von CO2-neutralem Beton testen.»

Was ist Pflanzenkohle?

Pflanzenkohle ist ein poröses Material, das im Pyrolyseprozess aus Holz oder anderer Biomasse hergestellt wird. Sie bindet Kohlenstoff und zählt deshalb zu den wenigen bereits verfügbaren Massnahmen zur CO2-Entfernung.

Beim Pyrolyseprozess wird das eingesetzte Holz verkohlt statt verbrannt. Dadurch entweicht der im Holz gespeicherte Kohlenstoff nicht als CO2 in die Umwelt, sondern wird zu einem grossen Teil in der Pflanzenkohle gebunden und langfristig gespeichert. Das bei der Pyrolyse entstehende Gas lässt sich zum Heizen und für die Stromproduktion nutzen.

Gleiche Eigenschaften, aber zwei Vorteile

CO2-neutraler Beton lässt sich für nachhaltiges Bauen überall dort einsetzen, wo sonst herkömmlicher Beton verwendet wird. Denn trotz seiner deutlich dunkleren, fast schwarzen Farbe hat er die nahezu gleichen Eigenschaften. Beim Bauen mit CO2-neutralem Beton zeigen sich jedoch zwei Vorteile:

  • Die eingesetzte Pflanzenkohle nimmt bei der Betonproduktion Wasser auf, speichert es und gibt es beim Aushärten des Betons nur langsam wieder ab. Dadurch erreicht der CO2-neutrale Beton eine bessere Frühfestigkeit und lässt sich schneller ausschalen: Die Form, in die der Beton gegossen wurde, kann früher wieder entfernt werden.
  • Der CO2-neutrale Beton ist geringfügig leichter als herkömmlicher Beton. Deshalb erfordert er auch etwas weniger Eisen, um die Betonbauteile zu verstärken. Dieser Vorteil kommt vor allem bei Gebäuden mit geringen Flächenlasten und vielen Etagen zur Geltung. Er bedeutet weniger Ressourcenbedarf, tiefere Kosten und eine schnellere Bauzeit.

Erfolgreicher Test mit CO2-neutralem Beton

Vor den eigentlichen Bauarbeiten für die Energiezentrale in Volketswil erstellten die Bauprofis mit dem CO2-neutralen Beton eine rund zehn Quadratmeter grosse Testwand. So liess sich die Verarbeitung üben.

Die Testwand enthielt auch die Aussparung für ein Fenster. Dadurch konnten der Baumeister und der Polier beobachten, ob der Beton wunschgemäss um das Fenster floss. Eine weitere Frage des Tests: Wie gut haftet der Beton an der eingesetzten Frischbeton-Verbundfolie, um die Gebäudehülle abzudichten?

Da die Verarbeitung des CO2-neutralen Betons bei der Testwand bestens funktioniert hat, kommt er bei allen Betonelementen der Energiezentrale zum Einsatz: bei der Bodenplatte, den Wänden und auch bei den Fertigteilen wie etwa den Treppen. Dazu erhalten die Lieferanten der Fertigteile den CO2-neutralen Beton angeliefert.

Da bleibt noch die Frage: Hat der Einsatz dieses Betons die Bauarbeiten erschwert? Die Antwort von André Ress ist kurz: «nicht wesentlich».

Einmal vollmachen bitte: Für die Energiezentrale wird grossflächig Beton mit Pflanzenkohle eingesetzt.

Drei Fragen an Projektleiter André Ress

Wie haben Sie den Einsatz von CO2-neutralem Beton für die Energiezentrale in Volketswil wahrgenommen?

Zu Beginn hatte ich Respekt, weil wir den CO2-neutralen Beton zum ersten Mal in einer grossen Menge eingesetzt haben. Und auch der Polier war zunächst skeptisch. Er befürchtete einen grösseren Zeitaufwand für die Betonarbeiten. Doch wir stellten rasch fest: Dank der nahezu gleichen technischen Eigenschaften wie bei herkömmlichem Beton lässt sich auch CO2-neutraler Beton mit vollem Tempo verbauen. Dessen Verarbeitung musste sich zu Beginn etwas einspielen. Aber das wäre bei einem konventionellen Beton mit neuer Rezeptur auch der Fall gewesen.

Wie wirkt sich der Einsatz von CO2-neutralem Beton auf die Baukosten aus?

Dieser Beton ist teurer als konventioneller. Doch bei unseren Energiezentralen macht der Beton nur einen kleinen Teil der Gesamtinvestition aus. Hinzu kommt: Durch den CO2-neutralen Beton haben wir eine echte CO2-Senke – speichern also Kohlenstoff. Daher brauchen wir die Emissionen durch den Bau nicht mit CO2-Zertifikaten auszugleichen.

Wie fällt Ihr Fazit nach dem ersten Einsatz von CO2-neutralem Beton bei Energie 360° aus?

Alle Betonelemente eines Gebäudes lassen sich damit CO2-neutral erstellen – komplett ohne Abstriche bei der Verarbeitung und der Qualität. Im Hochbau gibt es derzeit keine andere so leicht umsetzbare Möglichkeit zur CO2-Reduktion. Die benötigte Menge dieses Betons ist sofort verfügbar. Ein*e Bauherr*in kann sogar kurzfristig noch auf CO2-neutralen Beton wechseln. Das bedeutet einen wichtigen Schritt hin zu nachhaltigem Bauen.

Der CO2-neutrale Beton bildet das Fundament für die Energiezentrale.

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