Energie 360° und das Tiefbauamt: zwei mit einem Ziel

Wann und wo Energie 360° in der Stadt Zürich bauen darf, bestimmt zu einem grossen Teil das Tiefbauamt der Stadt. Dieses koordiniert alle Bauarbeiten im Untergrund öffentlicher Strassen und Plätze – und achtet dabei auf eine nachhaltige Bauweise.

Im Untergrund der Stadt Zürich ist mindestens genauso viel los wie an der Oberfläche: Ähnlich wie Strassen führen zahlreiche Leitungen und Kanäle durch den Boden. Für deren Bau ist unter anderem das Tiefbauamt der Stadt verantwortlich. Es plant und koordiniert alle unterirdischen Bauarbeiten. Das Ziel: alle Projekte möglichst gut aufeinander abzustimmen und so die Anzahl der Baustellen tief zu halten. «Wenn ein Dienstleister ein Projekt bei uns anmeldet, fragen wir bei etwa 50 Werken und Bestellern nach, beispielsweise bei der Strom- oder Wasserversorgung, ob sie im entsprechenden Gebiet mitbauen würden», erklärt Hannes Schneebeli, Leiter Werterhaltung beim Tiefbauamt der Stadt Zürich. «Falls dem so ist, stimmen wir die Arbeiten möglichst so aufeinander ab, dass dort nicht schon in wenigen Jahren wieder Bauarbeiten nötig sind.» Damit fördert das Tiefbauamt das sogenannte koordinierte Bauen, das die Regierung der Stadt anstrebt.

Ein Mann arbeitet in einer Baugrube an einer Leitung.

Die Bauprojekte werden sorgfältig aufeinander abgestimmt. Das Ziel sind so wenige Baustellen wie möglich.

Nachhaltige Planung für kommende Generationen

Die Arbeit des Tiefbauamts ist damit aber noch lange nicht abgeschlossen. Wenn unterhalb einer Strasse beispielsweise schon viele Leitungen verlaufen, ist es möglicherweise sinnvoll, das neue Projekt versetzt in einer Parallelstrasse umzusetzen. Schneebeli: «Wir wollen nachhaltig bauen, auch wenn das im Untergrund niemand sieht. Aber: Alle Leitungen sollen gut erreichbar sein und beispielsweise nicht übereinanderliegen.» Denn nur so können künftige Generationen die Leitungen Jahrzehnte später mit verhältnismässig geringem Aufwand reparieren oder erneuern.

Tiefenbrunnen: Einblick in ein aktuelles Projekt

Der Energieverbund Tiefenbrunnen nutzt künftig die Energie des Zürichsees zur Wärmeerzeugung. Etwa 3500 Anwohnerinnen und Anwohner profitieren über das Fernwärmenetz von erneuerbarer Energie. Damit sparen die Anwohnerinnen und Anwohner jährlich rund 4500 Tonnen CO2. Derzeit befindet sich «Tiefenbrunnen» noch in der Projektierungsphase – Tiefbauamt und Energie 360° arbeiten an der Detailplanung. Der ungefähre Zeitplan steht aber bereits: Voraussichtlich 2022 beginnt das Unternehmen mit dem Bau der Energiezentrale, die Hauptleitungen sollen bis 2025 verlegt werden, die Feinerschliessung folgt bis 2028.

Zum Projekt Tiefenbrunnen

Die Projekte des Tiefbauamts umfassen mehrere Bedürfnisse und Werke. Wenn Energie 360° Fernwärmeleitungen verlegt, erneuert beispielsweise oft auch die Wasserversorgung ihre Leitungen, die im selben Graben liegen. Mit der abschliessenden Oberflächengestaltung wird beispielweise eine Baumallee umgesetzt und ein neuer Velostreifen markiert. «Mit dieser Koordination bleibt die Strasse vielleicht einige Wochen länger beeinträchtigt, dafür ist nachher deutlich länger Ruhe», sagt Schneebeli.

Ein Bauarbeiter hantiert mit mehreren Leitungen in einer Baugrube.

Gar nicht so einfach: Unter der Stadt verläuft eine Vielzahl an Leitungen aller Art.

Alte Leitungen haben Vorrang

Nun mag alles auf dem Reissbrett gut klappen, in der Realität laufen aber viele Projekte und noch mehr Ansprüche beim Tiefbauamt der Stadt zusammen. Schneebeli weiss aus Erfahrung: «Das alles zu koordinieren, ist schon eine Herausforderung.» Meistens ist aber die Priorisierung klar. «Wenn die Versorgungssicherheit gefährdet ist, weil ein Dienstleister alte Leitungen austauschen muss, hat das Projekt natürlich Vorrang.» Auch politisch geforderte Massnahmen, wie die Energieverbünde und die Veloförderung, geniessen Priorität.

Portrait von Hannes Schneebeli

Hannes Schneebeli, Leiter Werterhaltung beim Tiefbauamt der Stadt Zürich: «Das alles zu koordinieren, ist schon eine Herausforderung.»

Während der Bauphase hat das Tiefbauamt die Oberbauleitung der Baustellen. Es stellt beispielsweise sicher, dass Liegenschaften trotz aufgerissener Strassen zugänglich sind und die Lärmemissionen möglichst gering bleiben. Zudem informiert es die Anwohnerinnen und Anwohner regelmässig über den aktuellen Stand der Bauarbeiten, über Umleitungen und allfällige Nachtarbeiten. Bis das Netz von Energie 360° für die erneuerbare Energie gebaut ist, dauerst es voraussichtlich noch bis 2040.

So wärmt Seewasser die Wohnung

Energie 360° ist an vielen Energieverbünden und Gemeinschaftsanschlüssen in der Stadt beteiligt. Wie aber heizt das kühle Seewasser meine Wohnung?

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