125 Jahre Grossstadt in Bewegung

Vor 125 Jahren wurde Zürich zur Grossstadt. Seither hat sich vieles verändert – auch bei der Mobilität, für deren Ökologisierung sich Energie 360° einsetzt. Bis sich die Elektromobilität und die Gasmobilität etablierten, brauchte es mehrere Schritte, wie dieser Rückblick zeigt.

1893: Als Zürich zur Grossstadt wird, dominiert das Elektroauto

Elektromobilität
Ende des 19. Jahrhunderts – als Zürich zur Grossstadt wurde – hatten Elektrofahrzeuge die Nase vorn: Sie waren bequemer als Benzinautos, weil deren Motoren mühsam angekurbelt werden mussten und qualmten. Die damalige Dominanz des Elektromotors zeigte sich auch in einem 1899 aufgestellten Geschwindigkeitsrekord. Mit seinem torpedoförmigen Elektroauto «La Jamais Contente» erreichte der Rennfahrer Camille Jenatzy in Frankreich erstmals ein Tempo von mehr als 100 km/h.

Gasmobilität
Dass Gas ein interessanter Treibstoff ist, erkannten Erfinder schon früh. Erste Gasmotoren gab es lange vor dem Benzinmotor. Allerdings liess sich das damalige Stadtgas kaum im Auto mitführen, da der Druckgasbehälter noch nicht erfunden war. Deshalb blieben Gasfahrzeuge vorerst eine Randerscheinung.Die Rahmenbedingungen für Gas als Treibstoff wären in der jungen Grossstadt Zürich ideal gewesen – hätte es die passenden Autos gegeben. Denn die Stadtgas-Produktion lief auf Hochtouren. Zeitweise waren über 90% aller Wohnhäuser ans Gasnetz angeschlossen, um das Stadtgas fürs Licht zu nutzen. Bis 1898 entstand das Zürcher Stadtgas aus Holz, danach aus Kohle.

1918: Autos sind noch selten in Zürich

Elektromobilität
In Zürich war das Auto 1918 weiterhin der Oberschicht vorbehalten. Auf 1000 Einwohnerinnen und Einwohner kamen gerade mal 0,7 Personenwagen. Öffentliche Tankstellen gab es sogar erst Mitte der 1920er-Jahre. Obwohl Elektroautos den Benzinern auch nach dem Ersten Weltkrieg noch technisch überlegen waren, ging ihre erste Blütezeit zu Ende. Einerseits war das Benzinauto durch den elektrischen Anlasser spürbar bequemer geworden. Andererseits setzte Henry Ford bei seinem billigen Massenmodell Ford T auf den Benzinm

Gasmobilität
Auch die Gasmobilität wurde durch den Siegeszug des Benzinmotors ausgebremst. Die Zahl der Gasfahrzeuge blieb gering. Neben Stadtgas wurde vermehrt Flüssiggas, heute oft Autogas genannt, als Treibstoff eingesetzt.

Das Gaswerk in Schlieren produziert Gas für die Grossstadt Zürich.

Historische Aufnahme vom Gaswerk in Schlieren

1943: Rationierung, Holzgas und Trolleybusse in der Grossstadt

Elektromobilität
Bei der Elektrizität bestand in den Jahren des Zweiten Weltkriegs keine Knappheit. Im Gegenteil: Die Schweizer Wasserkraftwerke produzierten mehr Strom als je zuvor – unter anderem für die Zürcher Trams und Trolleybusse. Denn während das Elektroauto in Zürich nach wie vor keine Rolle spielte, eroberte in den Jahren des Zweiten Weltkriegs ein anderes Elektrofahrzeug die Stadt: der Trolleybus. Die Verkehrsbetriebe Zürich hatten ihn 1939 in Betrieb genommen.

Gasmobilität
Stadtgas war während des Zweiten Weltkriegs ein knappes, rationiertes Gut, weil oft die Kohle für die Gaswerke ausblieb. Gleiches galt fürs Benzin. Deshalb entwickelte sich in den Kriegsjahren Holzgas zu einem beliebten Treibstoff. Dazu wurde ein Holzvergaser an die Karosserie gebaut oder als Anhänger mitgeführt. Durch das Erhitzen des sogenannten Tankholzes entstand ein brennbares Gasgemisch. Das Gas von 3 kg Buchenholz reichte für die gleiche Strecke wie ein Liter Benzin.

1968: Autoboom und erste Fernleitungen für Erdgas

Elektromobilität
Während sich auf der Erde das Benzinauto immer mehr verbreitete, entwickelte die NASA Ende der 1960er-Jahre für die Erkundung des Mondes ein reines Elektroauto. Das zusammenklappbare Lunar Roving Vehicle hatte eine maximale Reichweite von 92 Kilometern. Die Astronauten der Mondmission Apollo 15 legten aber schliesslich nur 27 Kilometer damit zurück.

Gasmobilität
Der Autoboom in den 1960er-Jahren bewegte die Hersteller dazu, neue Antriebstechnologien zu erforschen. Dazu gehörten etwa Gasturbinen-Autos, die sich mit unterschiedlichen Treibstoffen fahren liessen. Ihr Durchbruch blieb aber wegen technischer Probleme und des hohen Verbrauchs aus. Auch Autos mit Gasmotor war noch kein Erfolg beschieden. Denn Serienfahrzeuge gab es nicht. Für die wenigen umgerüsteten Gasautos bestanden kaum Tankstellen. Obwohl von Erdgasautos zu dieser Zeit noch keine Rede war, legte die Schweizer Gaswirtschaft den Grundstein für die Gasmobilität: Sie stieg vom Stadtgas aufs wesentlich umweltschonendere Erdgas um und baute dafür Fernleitungen.

1993: Gasauto geht in Serienproduktion

Elektromobilität

Nach einem ungebremsten Wachstum nahm die Anzahl Personenwagen pro 1000 Einwohner in der Stadt Zürich Anfang der 1990er-Jahre erstmals ab. Die Kritik am Auto wurde lauter. Eine Volksinitiative für eine gänzlich autofreie Stadt verwarf das Zürcher Stimmvolk 1997 aber wuchtig.

Die Elektromobilität war Anfang der 1990er-Jahre in der Schweiz noch kaum ein Thema. Allerdings produzierten amerikanische Hersteller wegen der strengeren Umweltgesetze erstmals seit Langem serienmässige Elektrofahrzeuge. Das bekannteste davon ist der GM EV1. Er wurde nur vermietet und vom Hersteller General Motors wenige Jahre nach der Lancierung unter mysteriösen Umständen wieder eingezogen und grösstenteils verschrottet.

Gasmobilität
Mehrere Hersteller bereiteten zu dieser Zeit die Produktion der ersten serienmässigen Erdgasautos vor. Als Pioniere brachten BMW, Ford und Volvo ihre Modelle 1994 auf den Markt. Auch erste Erdgastankstellen entstanden in Europa. Die Verkehrsgesellschaft Nürnberg setzte 1993 den ersten mit Erdgas betriebenen Linienbus Deutschlands ein. In der Schweiz folgten einige Jahre später mehrere Städte diesem Vorbild. Zürich gehört bisher nicht dazu.

2018: Klimafreundlich fahren

Die neue Energiestrategie des Bundes will die Energieeffizienz von Personenwagen fördern und ihren CO2-Ausstoss reduzieren. Erreichen lässt sich dies mit erneuerbarem Strom und erneuerbarem Gas als Treibstoff. Bereits heute kann man mit Biogas ohne grosse Umstellung im Alltag nahezu CO2-neutral Auto fahren. Auch im Wärmemarkt haben Biogas und weitere erneuerbare Gase eine grosse Zukunft vor sich: Bis 2030 erhöhen Energie 360° und die anderen Schweizer Gasversorger den Anteil dieses klimafreundlichen Gases auf 30%.

Elektromobilität
Um ihre CO2-Zielwerte zu erreichen, bieten inzwischen die meisten Autohersteller elektrifizierte Modelle an – Hybride, Plug-in-Hybride und reine Elektroautos. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2018 haben sie in der Schweiz einen Marktanteil von rund 6% erreicht. Um die Elektroautos zu laden, stehen schon über 2000 Lademöglichkeiten bereit. Energie 360° beteiligt sich am weiteren Ausbau des Netzes von Ladestationen und bietet einen Lade-Service an, der den einfachen Zugang zu zahlreichen Ladestationen in der Schweiz und in Europa ermöglicht.

Das umweltschonendste Auto des Jahres 2018: das Erdgasauto VW Polo TGI.

Zum umweltschonendsten Auto des Jahres 2018 hat der VCS ein Erdgasauto gekürt: den VW Polo TGI.

Gasmobilität
Weltweit sind heute etwa 25 Millionen Erdgasautos unterwegs. Und auch in der Schweiz zeigen die Verkaufszahlen in den ersten fünf Monaten des Jahres 2018 deutlich nach oben. Es hat sich herumgesprochen, dass Erdgas/Biogas-Autos 25% günstiger tanken als Benziner und rund 30% weniger CO2 ausstossen. Dank ihrer vorbildlichen Ökobilanz finden sich unter den besten Zehn der Auto-Umweltliste 2018 des VCS nicht weniger als sieben Erdgas/Biogas-Autos. Energie 360° hat kürzlich ihre 13. Erdgas/Biogas-Tankstelle in Betrieb genommen.

 

Und wie geht die Geschichte der Elektromobilität und der Gasmobilität weiter? Wie lautet die «Next Mobility Story»? Sie erfahren es bei einem Impulsreferat am Tag der offenen Tür von Energie 360° im Rahmen des Jubiläums «125 Jahre Grossstadt Zürich». Ausserdem stellt Energie 360° Elektro- und Gasautos zur Verfügung für gratis Probefahrten.

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