Nachhaltige Energie für die Schulthess Klinik
Der Energieverbund Lengg wird die Schulthess Klinik künftig mit der Energie des Zürichsees heizen und kühlen. Die Umstellung ist ein logistisches Grossprojekt mit langer Vorlaufzeit. Wir haben die Verantwortlichen in der Schulthess Klinik getroffen.
Publiziert 11.08.2023 Lesedauer 6 minBegrüssung in der wohltemperierten Empfangshalle der Schulthess Klinik. Jörg Saluz, Bereichsleiter Technik, Sicherheit & Bau sowie sein Kollege Sinisa Skoric zeigen uns das technische Gerüst der Schulthess Klinik und sprechen über Chancen und Herausforderungen der bevorstehenden Umstellung ihrer Wärme- und Kälteversorgung.
Kälteversorgung: heute und morgen
Die erste Station führt über lange Gänge im Untergeschoss der Klinik in einen unscheinbaren Raum: «Hier stehen zwei strombetriebene Kältekompressoren, welche die Schulthess Klinik derzeit mit Kälte versorgen», sagt Jörg Saluz, der ursprünglich aus dem Bauwesen kommt und beim anstehenden Umbau die administrative und organisatorische Verantwortung trägt. Sinisa Skoric ist Abteilungsleiter für Technik, Sicherheit & Bau der Schulthess Klinik und kennt die Technik des Hauses wie kaum ein anderer. Er sagt: «Bei der Kälte müssen wir verschiedene Temperaturen einhalten. Die sogenannte Komfortkälte, die für Lüftungsanlagen und Kühldecken genutzt wird, braucht 12 bis 18° C. Bei der Prozess- und Klimakälte , die etwa die MRI- und CT-Geräte, das Rechenzentrum oder die OP-Säle kühlt, beträgt die Soll-Temperatur 8 bis 16° C. Hier sind die Vorgaben tiefer, weil beispielsweise OP-Säle ganzjährig auf 19,5° C temperiert werden müssen.» Bei den OP-Sälen kommt noch eine Sache hinzu, wie Sinisa Skoric erzählt: «Ihre Luftfeuchtigkeit muss konstant bei 55% liegen, damit sie möglichst keimfrei bleiben. Auch das Entfeuchten der Raumluft verbraucht Kälte.»
Zukünftig versorgen zwei neue Wärmepumpen, die an das Anergienetz angeschlossen werden, die Schulthess Klinik mit der benötigten Komfort- und Prozesskälte. Doch die bestehenden Kältekompressoren werden auch weiterhin eine wichtige Funktion erfüllen: «Sie dienen uns als Notversorgungsmaschinen. Denn falls die Energie vom Seewasser aus irgendwelchen Gründen einmal nicht kommt, müssen wir einen Plan haben, wie wir die Kühlung trotzdem sicherstellen können», sagt Skoric und Saluz fügt hinzu: «Die Versorgungssicherheit muss zu jedem Zeitpunkt gewährleistet bleiben.»
Um die Versorgung sicherzustellen, braucht es eine genaue Planung und viele Einzelschritte. Skoric sagt: «Logistisch ist das ein grosser Aufwand. Zuerst müssen wir schauen, wie und wo das Medium, also der Energieträger, in unser Haus kommt. Dann muss die Technik funktionell stehen. Erst danach können wir mit der schrittweisen Anbindung der einzelnen Anlagen und Gebäude unserer Klinik beginnen.»
Coole Kälte-Kommandozentrale
Nächste Station: die neue Kältezentrale – ein mattschwarzer Koloss aus Rohren, Ventilen und Messuhren. Von hier gelangen Komfort- und Prozesskälte an die richtigen Stellen im Haus. Verglichen mit seinem Vorgänger ist dieser Verteiler signifikant leistungsfähiger, wie Saluz berichtet: «Das MRI-Institut, ein externer Anbieter, der sich in unserem Haus befindet, ist grösser geworden und hat dadurch einen höheren Kältebedarf. Mit der Investition in eine neue Kälteerzeugung und -verteilung stellen wir sicher, dass sowohl der Schulthess Klinik als auch dem MRI-Institut immer ausreichend Kälte zur Verfügung steht.»
Temperatur steigt, Raumbedarf sinkt
Vom Kälteverteiler geht die Führung weiter: Saluz öffnet eine Tür, aus der Wärme strömt. Kein Wunder, denn hier stehen die Heizkessel, die aktuell die Wärmeversorgung der Schulthess Klinik sicherstellen. Wie die Kälte besteht auch die Wärme aus zwei Temperaturmustern, die Sinisa Skoric erläutert: «Heizkörper, Bodenheizungen und Lufterhitzer brauchen 40 bis 50° C, das ist der sogenannte Niedrigtemperaturbereich. Fürs Brauchwarmwasser hingegen müssen wir die Temperatur zur Legionellen-Prävention auf über 60° C erhöhen.» In Zukunft werden die Wärmepumpen des Energieverbunds diese Arbeit ebenfalls übernehmen, und die derzeitigen, mit Gas betriebenen Heizkessel werden nur noch als Redundanz zum Einsatz kommen, um im Notfall die Wärmeversorgung der Klinik sicherzustellen.
Unser Rundgang endet weit oben, unter dem Dach der Klinik. Hier steht der Rückkühler, ein quadratischer Hohlraum mit grossem Ventilator an der Decke, der die Abwärme aus dem Kälteprozess an die Umgebung abgibt. Saluz erklärt: «Mit dem neuen System wird dieser Rückkühler vollständig wegfallen, und wir können den Raum anderweitig nutzen. Das Seewasser wird dann sowohl der Energieträger für Kälte als auch für Wärme sein.»
Schrittweise Umstellung mit einer starken Partnerin
Für die Schulthess Klinik ist die neue Wärme- und Kältelösung ein Schritt in die Zukunft. Saluz sagt: «Die Schulthess Klinik möchte ihren Kälte- und Wärmebedarf künftig ausschliesslich mit nachhaltigen Energiequellen decken. Dafür investieren wir in erneuerbare Energien und sind stolz, Teil des Energieverbunds Lengg zu sein.» Wenn auch der Baustart in der Schulthess Klinik erst für Herbst 2023 geplant ist, laufen die Vorbereitungen schon auf Hochtouren, wie Saluz verrät: «Wir müssen darauf achten, dass Heizung und Kühlung in jedem Moment aufrechterhalten werden. Das bedeutet, dass wir auch mit Provisorien arbeiten werden, die uns eine Schritt-für-Schritt-Umstellung ermöglichen. Dafür brauchen wir einen sehr genauen Termin- und Handlungsplan.» Glücklicherweise kann sich die Schulthess Klinik dabei auf eine starke und erfahrene Partnerin verlassen: «Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit Energie 360°, um die Versorgung unserer Heizkessel mit Gas sicherzustellen. Wir freuen uns, dass Energie 360° uns auf diesem wichtigen Weg zu einer nachhaltigen Kälte- und Wärmelösung für die Schulthess Klinik begleiten wird.»
Über die Schulthess Klinik
Die Schulthess Klinik ist eine der führenden orthopädischen Kliniken Europas mit rund 1100 Mitarbeitenden. Als orthopädische Spezialklinik konzentriert sie sich auf komplexe Behandlungen am Bewegungs- und Stützapparat. Mit jährlich 10 000 Operationen und über 130 000 ambulanten Patient*innen-Kontakten verfolgt sie ihr oberstes Anliegen, Menschen von ihren Schmerzen zu befreien und ihre Mobilität wiederherzustellen.
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