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Umsichtige Holznutzung schafft Mehrwert

Auf der Suche nach erneuerbaren Energiequellen wurde viel Hoffnung in die Ressource Holz gesetzt. Doch das wertvolle Gut aus unseren Wäldern verdient es, massvoll eingesetzt zu werden. Trotz Dringlichkeit bei der Energiewende.

Publiziert 24.05.2023 Aktualisiert 24.06.2023 Lesedauer 6 min

Seit jeher dient Holz dem Menschen nicht nur als Baumaterial, sondern auch zum Heizen. Es ist regional verfügbar und wächst laufend nach. Kein Wunder also, dass man annahm, die Lösung des Energieproblems finde sich direkt vor unserer Haustür. Und so wurden landauf, landab Verbrennungsanlagen und Holzheizkraftwerke gebaut, um Strom und Wärme zu gewinnen. Doch inzwischen hat sich der Wind gedreht. Bei Energie 360° liegt Holz nach industrieller Abwärme und Umweltwärme, wie beispielsweise durch Seewasser, in der Priorisierung der einzusetzenden Energiequellen nur noch auf dem dritten Platz. Was ist passiert?

Starke Nachfrage nach Energieholz

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Energieholz laufend gestiegen. Knapp 5,2 Millionen Kubikmeter Holz wurden gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) 2022 in der Schweiz gesamthaft geerntet. Davon waren 2,1 Millionen Kubikmeter Energieholz – rund 7% mehr als im Vorjahr. Gründe für den markanten Anstieg waren das wachsende Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels und damit zusammenhängend Förderprogramme für erneuerbare Energien. Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise gab der Holzenergie einen weiteren Schub.

Schweizweit gibt der einheimische Wald gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) im Moment noch genug Holz her. Doch mit Blick auf die geplanten Holzfeuerungsanlagen warnt die Expertenstelle: Wenn es so weitergeht, wird die wertvolle Ressource knapp. In gewissen Regionen ist das schon heute der Fall. So muss beispielsweise der Kanton Zürich Energieholz importieren, um seinen Bedarf decken zu können.

Ausserdem darf nicht vergessen gehen, dass es nicht nur Energieholz braucht, sondern auch Holz zum Bauen sowie Industrieholz, etwa zur Herstellung von Papier. Zwar nimmt die Waldfläche in der Schweiz zu, doch die Wälder dehnen sich vor allem in den Bergregionen aus, wo Holz schwieriger zu ernten und dadurch teurer ist. Erschwerend kommt hinzu, dass der Klimawandel dem Wald zusetzt. Es gibt mehr geschädigte Bäume und es wachsen weniger junge Bäume nach.

Die Schweiz verfügt über ausreichend Energieholz – auch aufgrund einer strengen Gesetzgebung.

Verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung

Dabei ist die Gesundheit des Waldes immens wichtig, übernimmt er doch zahlreiche Funktionen: Er filtert Wasser, speichert CO2, bietet der Bevölkerung Erholung und Sicherheit, indem er Siedlungen und Verkehrswege vor Naturgefahren schützt. Vor allem aber beherbergt das komplexe Ökosystem einen unglaublichen Reichtum an Leben. Rund 25 000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind vom Wald abhängig. Das entspricht 40% aller Arten in der Schweiz.

Deshalb werden die Wälder sorgfältig gepflegt und ihr Zustand genau überwacht. Die Bewirtschaftung des Waldes ist in der Schweiz streng geregelt. So heisst es im Bundesgesetz: «Die Waldfläche soll nicht vermindert werden.» Gleichzeitig ist Pflege wichtig, damit sich der Wald regelmässig verjüngt. Werden einzelne Bäume gefällt, fällt mehr Licht auf den Waldboden und es können sich andere Baum- und Pflanzenarten ausbreiten. Das fördert die Biodiversität und macht die Wälder widerstandsfähiger.

Es gibt aber auch kritische Stimmen, die in der Waldbewirtschaftung eine Gefahr für die Biodiversität sehen. Alte, umgestürzte Bäume bieten Tieren und ihrem Nachwuchs Unterschlupf. Totholz ist Lebensraum für Pilze, Flechten sowie unzählige Insekten, die wiederum als Nahrungsgrundlage für Vögel dienen, die ihrerseits Samen von Pflanzen verbreiten und so zu deren Überleben beitragen. Gerade alte Bäume und Totholz finden sich in bewirtschafteten Wäldern aber zu selten.
 

Wie werden Holzschnitzel hergestellt? Im Embracher Forst wird – wie bei fast allen Verbünden mit Holzschnitzelverbrennung – lokal Holz geerntet und direkt vor Ort zu Holzschnitzeln verarbeitet.

Kaskadennutzung schafft Mehrwert

Wertvoll ist der Wald auch für das Klima. Während ihres Wachstums wandeln Bäume CO2 aus der Luft in Kohlenstoff um. Dieses bleibt in der Biomasse gespeichert, bis das Holz Jahrzehnte später natürlicherweise verrottet. Oder bis es verbrannt wird. Weil dabei nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie der Atmosphäre zuvor entzogen wurde, galt Heizen mit Holz bis vor Kurzem als CO2-neutral. Unterdessen wird der Begriff zurückhaltender verwendet. Das Ziel ist heutzutage vor allem, CO2 so lange wie möglich zu binden. Die Pyrolyse von Holz ist deshalb eine interessante Alternative zum reinen Verbrennungsvorgang. Dabei wird der Rohstoff in Strom und Wärme umgewandelt. Zusätzlich entsteht Pflanzenkohle, die einen Teil des freigesetzten Kohlenstoffs langfristig bindet.
 
Ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist auch die so genannte Kaskadennutzung, die allerdings noch in den Kinderschuhen steckt. Geerntetes Holz wird zuerst für möglichst hochwertige Zwecke eingesetzt, also beispielsweise zum Bauen oder für Möbel. Später wird es recycelt und für eine minderwertigere Nutzung verwendet, z. B. in der Industrie für Holzfaserprodukte. Erst zum Schluss erfolgt die energetische Verwertung.

Wird Holz schlussendlich verbrannt, werden neben CO2 auch klimaschädliche Stoffe wie Stickstoffoxide und Feinstaub freigesetzt. Dank neuster technologischer Standards sind grosse Verbrennungsanlagen und moderne Pelletheizungen jedoch viel umweltfreundlicher, als wenn wir im Wald einen Cervelat über dem Feuer bräteln oder es uns vor dem offenen Cheminée gemütlich machen. Auch die Asche erfordert besonderes Augenmerk, da sie schädliche Schwermetalle enthält und deshalb als Sondermüll gilt. 

Wertvolle Ressource gezielt einsetzen

Trotz aller Schattenseiten ist Holz fossilen Brennstoffen klar vorzuziehen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass das Energiepotenzial der wertvollen Ressource voll ausgeschöpft wird. Deshalb setzt Energie 360° bevorzugt dann auf Holzverbrennung, wenn hohe Temperaturen erzeugt werden müssen, etwa für Prozessenergie oder wenn es keine technologisch sinnvolle, lokale Energiequelle gibt.

Zudem arbeitet Energie 360° stetig daran, die Holzbeschaffung nachhaltiger zu gestalten. Schon heute ist klar definiert, dass nur Holzschnitzel und Pellets mit dem Gütesiegel «Schweizer Holz» sowie FSC- oder PEFC-zertifiziertes Holz aus der Schweiz oder aus dem grenznahen Ausland verwendet werden. Die Pellets bestehen gar zu 100% aus Restholz. 


Für einen Wald im Gleichgewicht

Holz ist zwar ein wichtiges Puzzleteil, um die Energiewende voranzutreiben, aber für Energie 360° nicht die erste Wahl, wenn es darum geht, fossile Brennstoffe zu ersetzen. Einerseits weil heute insbesondere beim Heizen eine grössere Bandbreite an erneuerbaren Energien besteht. Andererseits weil der Wald als CO2-Senke und als unersetzliches Ökosystem höchste Rücksichtnahme verdient.
 


 

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