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CO2-neutrales Skigebiet dank ökologischer Innovationen

Mit Pioniergeist und neuen Ideen soll das Skigebiet Heuberge in Fideris CO2-neutral werden. Gemeinsam mit dem lab360 von Energie 360° entwickelten Henrik Vetsch und Sara Wiesendanger von der Heuberge AG ein innovatives Konzept.

Publiziert 12.04.2021 Aktualisiert 03.04.2023 Lesedauer 8 min

Mitten in den Bündner Bergen, zwischen Landquart und Davos, liegen die Fideriser Heuberge. Das Skigebiet ist zwar klein, hat aber Grosses vor: Es will CO2-neutral werden. «Als Skigebiet sind wir stark von den klimatischen Veränderungen betroffen. Wir sind deshalb überzeugt, dass wir als touristisches Gebiet auf jeden Fall einen Beitrag zum Klimaschutz beisteuern müssen», erzählt Sara Wiesendanger, Head Innovation Heuberge AG und Biologin UZH. Sie und Henrik Vetsch, CEO Heuberge AG und Umweltingenieur ETHZ, arbeiteten deshalb gemeinsam mit Energie 360° und ihrem Innovationslabor lab360 an einer nachhaltigen Lösung für die Energieversorgung der Heuberge. Für dieses grosse Vorhaben nutzten sie die covidbedingte Winterpause. «Wegen der Schutzauflagen hat es sich für uns nicht gelohnt, zu öffnen. Deshalb haben wir uns entschieden, die Zeit anderweitig sinnvoll zu nutzen», sagt Henrik Vetsch.

Individuelle Innovation mit dem lab360

Das lab360 ist das Innovationslabor von Energie 360°. Es identifiziert Zukunftsthemen und entwickelt Lösungen in Form von neuen Geschäftsmodellen und Prototypen. Im Jahr 2020 hat sich das Team vertieft mit synthetischen Gasen beschäftigt und geprüft, inwiefern ihr Einsatz für Areale einen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Das Augenmerk lag auf der Bewältigung der drohenden Winterstromlücke.

Von Beginn an in Nachhaltigkeit investiert

Wiesendanger und Vetsch übernahmen die Führung der Heuberge AG im Jahr 2011. Von Anfang an setzten sie sich für mehr Nachhaltigkeit ein – ihre erste Amtshandlung: die Heuberge an das Glasfaser- und Stromnetz anzuschliessen. «Zuvor wurde alles mit Dieselgeneratoren betrieben. Die Bügellifte gar mit einem alten 12-Zylinder-Schiffsmotor», erzählt Henrik Vetsch. Mit dem Verzicht auf Generatoren konnten sie bereits 65 000 Liter Diesel pro Jahr einsparen. Zudem sind Lärm- und Geruchsemissionen kein Thema mehr. Mit anderen Projekten wie der Wärmerückgewinnung aus Kühlzellen minderten sie ihren CO2-Ausstoss zusätzlich. «Wir haben schon viel für mehr Nachhaltigkeit unternommen. Wir wollen aber noch weiter gehen», sagt Sara Wiesendanger.

Wie in einer Kommune muss in den Heubergen in Fideris die Energie- und die Wasserversorgung gewährleistet sein. Von den Erkenntnissen in den Heubergen könnten deshalb auch Gemeinden profitieren.

Synthetische Gase als mögliche ökologische Lösung

Dafür zeigten die Expert*innen vom lab360 den beiden in Workshops verschiedene Lösungen auf. Erarbeitet wurde eine komplett neue Energieversorgung mit einem integralen Energiesystem, das auch die lokale Wertschöpfung fördert.

Auch der Gästetransport soll nachhaltig werden: Aktuell bringen Dieselbusse die Besucher*innen zu den Heubergen. Künftig sind dafür Fahrzeuge mit ökologischem Antrieb vorgesehen. «Das Spannende an unserem Projekt ist, dass die Heuberge wie eine Kommune funktionieren, mit eigener Wasser- und Energieversorgung sowie einem Transportsystem. Das heisst: Alles, was wir hier andenken, ausprobieren und möglicherweise umsetzen, ist auch für Quartiere oder Gemeinden interessant.»

Innovation fordert neues Geschäftsmodell

Das Bestreben von Vetsch und Wiesendanger lohnt sich nicht nur für das Klima. «Mit diesem Projekt positionieren wir uns neu und heben uns von anderen, vergleichbaren Skigebieten ab. Damit sprechen wir neue, umweltbewusste Kundengruppen an», sagt Henrik Vetsch. Zudem biete sich auch die Möglichkeit, das Gebiet von einem klassischen Winterbetrieb saisonal unabhängig zu machen. «Das lohnt sich natürlich auch finanziell.»

Schnell waren erste ökologische Neuerungen nutzbar. Zum Beispiel nachhaltiges Wellnessen. «Häufig ist einem nicht bewusst, wie viel Energie es beispielsweise braucht, um eine Sauna aufzuheizen. Unsere Solarsauna macht das ganz ohne CO2», sagt Sara Wiesendanger.

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