CO2-neutrales Skigebiet dank ökologischer Innovationen

Mit viel Pioniergeist und innovativen Lösungen soll das Skigebiet Heuberge in Fideris CO2-neutral werden. Gemeinsam mit dem lab360 von Energie 360° entwickeln Henrik Vetsch und Sara Wiesendanger von der Heuberge AG ein Konzept, von dem auch andere profitieren könnten.

Sara Wiesendanger und Henrik Vetsch stehen vor einem ihrer Gebäude in den Heubergen in Fideris.

Mitten in den Bündner Bergen, zwischen Landquart und Davos, liegen die Fideriser Heuberge. Das Skigebiet ist zwar klein, hat aber Grosses vor: Es will CO2-neutral werden. «Als Skigebiet sind wir stark von den klimatischen Veränderungen betroffen. Wir sind deshalb überzeugt, dass wir als touristisches Gebiet auf jeden Fall einen Beitrag zum Klimaschutz beisteuern müssen», erzählt Sara Wiesendanger, Head Innovation Heuberge AG und Biologin UZH. Sie und Henrik Vetsch, CEO Heuberge AG und Umweltingenieur ETHZ, arbeiten deshalb gemeinsam mit Energie 360° und ihrem Innovationslabor lab360 an einer nachhaltigen Lösung für die Energieversorgung der Heuberge.

 

Individuelle Innovation mit dem lab360

Das lab360 ist das Inhouse-Innovationslabor von Energie 360°. Es identifiziert Zukunftsthemen und entwickelt Lösungen in Form von neuen Geschäftsmodellen und Prototypen. Im Jahr 2020 hat sich das lab360 vertieft mit synthetischen Gasen beschäftigt. Es hat geprüft, inwiefern ihr Einsatz für Areale einen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Das Augenmerk lag dabei auf der Bewältigung der drohenden Winterstromlücke.

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Für dieses grosse Vorhaben nutzten sie die covidbedingte Winterpause. «Wegen der Schutzauflagen hat es sich für uns nicht gelohnt, zu öffnen. Deshalb haben wir uns entschieden, die Zeit anderweitig sinnvoll zu nutzen», sagt Henrik Vetsch.

 

Von Beginn an in Nachhaltigkeit investiert

Wiesendanger und Vetsch übernahmen die Führung der Heuberge AG vor neun Jahren. Von Anfang an setzten sie sich für mehr Nachhaltigkeit ein – ihre erste Amtshandlung: die Heuberge an das Glasfaser- und Stromnetz anschliessen. «Zuvor wurde alles mit Dieselgeneratoren betrieben. Die Bügellifte gar mit einem alten 12-Zylinder-Schiffsmotor», erzählt Henrik Vetsch. Mit dem Verzicht auf Generatoren konnten sie bereits 65 000 Liter Diesel pro Jahr einsparen. Zudem sind Lärm- und Geruchsemissionen kein Thema mehr. Mit anderen Projekten wie der Wärmerückgewinnung aus Kühlzellen minderten sie ihren CO2-Ausstoss zusätzlich. «Wir habe schon viel für mehr Nachhaltigkeit unternommen. Wir wollen aber noch weiter gehen», sagt Sara Wiesendanger.

 

Synthetische Gase als mögliche ökologische Lösung

Dafür zeigten Expertinnen und Experten vom lab360 den beiden in Workshops verschiedene Lösungen auf. Welche davon Vetsch und Wiesendanger umsetzen können und wollen, entscheidet sich im Laufe des Jahres 2021. Angedacht ist eine komplett neue Energieversorgung mit einem integralen Energiesystem. Synthetisches Gas aus Überschüssen der sommerlichen Solarproduktion soll dabei die Winterstromlücke überbrücken. Allenfalls würde dafür eine Biogasanlage im Tal errichtet. Das fördert auch die lokale Wertschöpfung. Auch der Gästetransport soll nachhaltig werden: Aktuell bringen Dieselbusse die Besucherinnen und Besucher zu den Heubergen. Künftig sind dafür Fahrzeuge mit ökologischem Antrieb vorgesehen. «Das Spannende an unserem Projekt ist, dass die Heuberge wie eine Kommune funktionieren, mit eigener Wasser- und Energieversorgung sowie einem Transportsystem. Das heisst: Alles, was wir hier andenken, ausprobieren und möglicherweise umsetzen, ist auch für Quartiere oder Gemeinden interessant.»

 

Luftaufnahme des Skigebiets Fideriser Heuberge

Wie in einer Kommune muss in den Heubergen in Fideris die Energie- und Wasserversorgung gewährleistet sein. Von den Erkenntnissen in den Heubergen könnten deshalb auch Gemeinden profitieren.

Innovation fordert neues Geschäftsmodell

Das Bestreben der beiden Pioniere lohnt sich nicht nur für das Klima. «Mit diesem Projekt positionieren wir uns neu und heben uns von anderen, vergleichbaren Skigebieten ab. Damit sprechen wir neue, umweltbewusste Kundengruppen an», sagt Henrik Vetsch. Zudem biete sich auch die Möglichkeit, das Gebiet von einem klassischen Winterbetrieb saisonal unabhängig zu machen. «Das lohnt sich natürlich auch finanziell.»

Schon diesen Sommer sollen erste ökologische Neuerungen nutzbar sein. Zum Beispiel wollen sie nachhaltiges Wellnessen anbieten. «Häufig ist einem nicht bewusst, wie viel Energie es beispielsweise braucht, um eine Sauna aufzuheizen. Unsere Solarsauna macht dies ganz ohne CO2», sagt Sara Wiesendanger.

Im Sommer 2022 sollen die Bauarbeiten für ein CO2-neutrales Skigebiet beginnen. «Ja, das ist ein sportliches Timing – vor allem hinsichtlich des Pioniercharakters. Aber wir wollen Nägel mit Köpfen machen, keine Luftschlösser bauen», sagt Henrik Vetsch.

 

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Comments

  1. Fritz CURTIUS sagt:

    Es wäre wünschenswert, wenn sie den Klärschlamm klimafreundlich behandeln und die Emissionen aus NH3 vermeiden. Denn diese Emissionen kommen von den Menschen.

    • Seyb Michelle sagt:

      Lieber Herr Curtius
      Vielen Dank für Ihren Input. Gerne leiten wir diesen entsprechend weiter.
      Freundliche Grüsse Ihr Energie360°-Team