Biogasanlage Weinfelden: Erneuerbares Gas für 400 Haushalte

Beim Reinigen von Abwasser entsteht Gas. In Weinfelden in der Abwasserreinigunganlage Zelgli nutzt man dieses bereits – bald aber viel effizienter. Denn eine Biogas-Aufbereitungsanlage säubert künftig das Klärgas und speist es direkt ins lokale Gasnetz ein. 

Machen Energie 360° und die Technischen Betriebe Weinfelden «aus Scheisse Gold»? Nicht ganz – aber immerhin Gas. Denn die beiden Unternehmen bauen an einer Biogasanlage bei der ARA Zelgli. Alex Rudischhauser von Energie 360° ist beim Projekt für die Aufbereitung und die Einspeisung des Biogases ins lokale Gasnetz zuständig. Er erklärt: «Aktuell betreibt die ARA ein Blockheizkraftwerk. Dieses verbrennt das Gas, um daraus Strom zu produzieren.» Immerhin nutzt man so einen Teil der Energie schon, allerdings wenig effizient. Denn bei diesem Prozess geht viel Wärme verloren. «Einen Teil davon benötigt die ARA für das Temperieren des Klärschlamms, damit dieser verfault. Ein grosser Rest aber ist ungenutzte Abwärme.» 

 

Biogas vollständig nutzen

Das ändert sich mit der neuen Anlage. Rudischhauser: «Das Gas aus der ARA verbrennen wir nicht, sondern bereiten es auf. Das heisst: Entfeuchtenreinigen und auf den erforderlichen Netzdruck bringen. Dann speisen wir es direkt ins Gasnetz einBei diesem Prozess fallen kaum Verluste an, nahezu der gesamte Energiegehalt gelangt zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern 

 

Portrait von Alex Rudischhauser

«Dieses Projekt ist einzigartig, aber es hat Potenzial, Schule zu machen.»

Alex Rudischhauser, Projektleiter von Energie 360°

Die Technischen Betriebe Weinfelden betreiben bereits ein flächendeckendes Gasnetz im gesamten Versorgungsgebiet – in insgesamt zwölf Gemeinden. Roland Keller, Leiter Technik bei den Technischen Betrieben Weinfelden, sagt: «Schon jetzt enthält unser Standardprodukt 10% Biogas. Aber mit diesem Projekt können wir erstmals Biogas direkt von hier einspeisen. Das freut uns natürlich.» Alleine hätte sie das nicht umsetzen können. «Energie 360° bringt viel Wissen und Erfahrung ein bezüglich der Aufbereitungstechnologie, wir stellen das Gasnetz und kennen den Markt sowie die lokalen Gegebenheiten. Wir ergänzen uns also perfekt.» 

 

Neue Wärmequelle für den Klärschlamm

Wenn man so will, hat die neue Anlage einen kleinen Haken: Wie soll die ARA nun den Klärschlamm auf 40 Grad erwärmen? Roland Keller: «Dafür haben wir eine ziemlich gute und einfache Lösung gefunden. Denn schon seit zehn Jahren nutzen wir die Abwärme des geklärten Wassers für ein Fernwärmenetz. Neu können wir damit auch den Klärschlamm wärmen.»   

 

«Wir würden gerne weitere Projekte dieser Art umsetzen. Dieses hier ist erst ein erster Schritt.»

Roland Keller, Leiter Technik bei TBW

Portrait von Roland Keller

Alex Rudischhauser von Energie 360° ist von dieser Lösung überzeugt: «Wir haben diese Kopplung mit der Abwärme noch bei keinem unserer bisherigen Projekte auf diese Weise umgesetzt. Aber das könnte Schule machen; jede Gemeinde könnte auf diese Weise die Energie nutzen, die in ihrem Abwasser steckt.» 

 

Erster Schritt Richtung «Netto-Null»

Aktuell baut ein Hersteller die Biogasanlage zusammen. Dafür sucht Enerige 360° immer nach dem besten Lieferanten. Rudischhauser: «Wir haben keinen Standardlieferanten. Wir richten uns nach den Ansprüchen des Projekts und suchen dann nach einem passenden Partner.» Ein Unternehmen aus Österreich fertigt die Anlage für Weinfelden. Es überzeugte vor allem hinsichtlich Energieeffizienz und Gesamtkosten für Investition und Betrieb. Die TBW ihrerseits ziehen derzeit neue Leitungen vom bestehenden Gasnetz zur ARA. 

«Ab nächstem Frühling können wir Gas für rund 400 Haushalte aufbereiten und einspeisen. Das ist natürlich schön, ist aber erst ein erster Schritt in eine nachhaltige Energiezukunft», sagt Roland Keller. Die TBW würden gerne weitere Projekte umsetzen, beispielsweise mit landwirtschaftlichen Betrieben. «Die Aufbereitung von Biogas ist erprobt und entspricht den Anforderungen der Energiestrategie 2050 mit dem Netto-Null-Ziel. Deshalb sind wir als Energieversorger sehr daran interessiert, weitere Energiequellen zu erschliessen.»

 

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