Nachhaltigkeit statt Abfall: Dabbavelo setzt auf Mehrwegschalen

Der Zürcher Velokurier Dabbavelo setzt auf Nachhaltigkeit und liefert die Mahlzeiten nicht nur emissionsfrei, sondern auch im Mehrweggeschirr. Die beiden Gründer Basil Engler und Mike Diaz über das Konzept und die Ziele ihres Start-ups.

Mike Diaz und Basil Engler, Gründer Food-Kurier Dabbavelo, stapeln auf dem Tisch Mehrweggeschirr zu Türmen auf.

Ob für Spaghetti Napoli oder Älplermagronen: Kennen Sie diese schwarzen Plastikbehältnisse mit den transparenten Plastikdeckeln? Ja, genau diese Dinger, die herkömmliche Take-aways oder Food-Kuriere verwenden. Darin bleibt das Essen einigermassen warm und transportierbar. Manche verkaufen die heisse Lasagne auch in dünnen Aluschalen oder den Take-away-Salat in kleinen Karton- oder Styroporschachteln. Das Resultat bleibt dasselbe: Nach dem Verzehr der Mahlzeiten sind nicht nur die Bäuche voll, sondern auch die Abfallkübel. Einweggeschirr – einerseits praktisch, andererseits ein Übel unserer Konsumgesellschaft, das riesige Abfallberge verursacht. Und genau hier setzt das Kernanliegen von Mike Diaz und Basil Engler vom Zürcher Food-Kurier Dabbavelo an. Essen online bestellen und per Velo so liefern lassen, dass kein Abfall zurückbleibt. Nur, wie soll das funktionieren?

 

Mike Diaz und Basil Engler, Gründer Food-Kurier Dabbavelo, beim Interview an braunem Tisch im Büro

«Liefere, statt lafere»: Mike Diaz (links) und Basil Engler setzen ihre Idee vom abfallfreien Food-Kurier immer konsequenter um.

Indisches Prinzip als Grundidee

Die Wortschöpfung Dabbavelo ist eine Ableitung des indischen «Dabbawala». So werden Mitarbeitende eines Zustelldienstes bezeichnet, der Büroangestellte in den Grossstädten des Landes mit Essen versorgt. Die indischen Kuriere liefern die Mahlzeiten traditionsgemäss in wiederverwendbaren Metallbehältern. Mike Diaz und Basil Engler, beide Ende zwanzig, sind fasziniert von dieser Idee. «Unser Ziel ist es, dass auch bei uns immer mehr Restaurants ihr Essen im Mehrweggeschirr ausliefern lassen», sagt Basil. Am liebsten in den sogenannten Dabbas der beiden Jungunternehmer. Diese dunklen Behälter sind zwar ebenfalls aus Plastik, nämlich aus dem Kunststoff Polypropylen. Aber im Gegensatz zu den billig produzierten Einwegschalen sind die lebensmittelechten und temperaturbeständigen Dabbas viel robuster und fest verschliessbar. Ausserdem kann man sie etwa zweihundertmal wiederverwenden und rezyklieren.

 

Velokurierin von Dabbavelo im Lager mit grauen Kisten verstaut schwarzes Mehrweggeschirr in einen grossen Rucksack.

Nix drin: Die gebrauchten Dabbas werden einmal wöchentlich gereinigt und danach wieder an die Gastrobetriebe ausgeliefert.

«Wer sein Essen auf unserer Plattform in Dabbas bestellt, bezahlt sechs Franken Depot. Ansonsten besteht kein preislicher Unterschied zu Menus, die in anderen Behältern geliefert werden», erklärt Mike das Prinzip des Unternehmens. «Das Depot überweisen wir zurück, sobald wir das Dabba ausgewaschen zurück haben.» Um das Gefäss zu retournieren, gibt’s zwei Möglichkeiten. Die Kurierinnen und Kuriere holen die Dabbas auf Wunsch im Briefkasten der Kundin oder des Kunden ab. Oder sie nehmen sie bei der nächsten Lieferung an der Haustür wieder mit. Die Behälter landen wöchentlich zur gründlichen Reinigung bei der Stiftung Arbeitskette im Zürcher Mediencampus. Danach bringt sie Dabbavelo zur Wiederverwendung in die Restaurants zurück.

 

Velokurierin Dabbavelo verlässt mit dem Velo ein Gebäude in Zürich.

Viel draussen: Beim Job des Velokuriers ist die frische Luft inklusive.

Kenner der Zürcher Gastroszene

Mike und Basil kennen sich aus dem Gymnasium. Mike hat an der ETH Lebensmitteltechnologie studiert, Basil hat die kaufmännische Grundbildung und die Berufsmatura abgeschlossen. Das Studium in Volkswirtschaft und Politik hat er abgebrochen, um sich am Aufbau eines Velokuriers zu beteiligen. Im Jahr 2020 ging Basil mit der Idee, Essen nicht nur klimaneutral mit dem Velo, sondern auch nachhaltig mittels Mehrweggeschirr auszuliefern, auf seinen späteren Co-Gründer zu. «Er hat mich mit seinem Konzept und den Dabbas sofort überzeugt», sagt Mike. Danach haben die beiden die Online-Plattform aufgebaut und das Team zusammengestellt. «Meine Hauptaufgabe war es zudem, Restaurants zu akquirieren, die zu Dabbavelo passen.» Da er sich nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch in der Zürcher Gastroszene auskennt, kamen rasch erste Interessentinnen und Interessenten an Bord. «Wichtig ist uns, dass die Restaurants ein spannendes Food-Angebot mit Qualität haben.» Aktuell sind über fünfzig Gastrobetriebe im Portfolio des Velokuriers. Etwa ein Drittel davon liefert in Dabbas.

 

Mitarbeiterin im Restaurant Rank in Zürich schneidet Tomaten für das Mehrweggeschirr von Dabbavelo.

Fein und nachhaltig: In den Gastrobetrieben wie dem Restaurant Rank im Zürcher Niederdorf werden die Dabbas täglich frisch befüllt.

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Nachhaltigkeit an erster Stelle

Derzeit existieren drei verschiedene Dabba-Grössen. Eine Schale für grosse Mahlzeiten, eine für Suppen oder Saucen, eine dritte für Salate und Ähnliches. «Leider sind die Dabbas nicht für alle Menus geeignet», erklärt Basil. «Gerade Pommes frites werden in fest abgeschlossenen Behältern schnell pampig.» Bisher werden die Dabbas in Holland produziert. Hier suchen die Unternehmer nach einer preiswerten Schweizer Alternative. Die Transportrucksäcke aber stammen seit Beginn von der Zürcher Herstellerin ka-ba und sind handgemacht. «Ähnliche Produkte aus China wären bedeutend günstiger», sagt Mike. «Aber wir setzen auf Qualität und Nachhaltigkeit, deshalb war es uns wichtig, eine lokale Anbieterin zu berücksichtigen.» Auch was die Entlöhnung der Kurierinnen und Kuriere betrifft, ist Fairness oberstes Gebot. Basil, selbst ehemaliger Velokurier, weiss, was es heisst, bei Regen oder Hitze auf den Strassen unterwegs zu sein. «Der Job des Velokuriers ist hart», sagt er. «Es gehört zu unseren Grundwerten, den Angestellten gute Arbeitsbedingungen zu bieten.»

 

Zwei Velokuriere von Dabbavelo mit Helm und Rucksäcken im Lagerraum mit grauen Kisten

Grundwerte leben: Dabbavelo setzt auf regionale Partnerschaften und auf eine faire Entlöhnung für die Mitarbeitenden.

Bewährungsprobe nach Starterfolg

Die Corona-Monate der vergangenen Jahre haben den Jungunternehmern in die Karten gespielt. Aus allseits bekannten Gründen boomten die Lieferservices und die Restaurants haben Delivery als neues Standbein entdeckt. Aus der Dabba-Idee wurde ein kleines Unternehmen. «Von Dispo bis Marketing: Inzwischen sind wir sieben Leute im Büro», sagt Mike. «Dazu kommen phasenweise bis zu fünfzig Velokurierinnen und -kuriere, die es zu koordinieren gilt.» Die Kurierinnen und Kuriere arbeiten im Stundenlohn, die meisten davon Teilzeit. Basil: «Der erste Schritt ins Unternehmertum ist uns gelungen, nun steht die Bewährungsprobe an.»

Dabbavelo hat seit der Gründung 2020 rund 45 000 Bestellungen ausgeliefert, 15 000 davon in den wiederverwendbaren Dabbas. «Damit haben wir einen stattlichen Abfallberg an Plastikbehältern verhindert», sagt Mike. Und Basil fügt an: «Wir sind überzeugt, dass das Dabba-Prinzip in jede grössere Schweizer Stadt gehört.» Entsprechende Pläne, mit Dabbavelo nach Basel zu expandieren, sind bereits in Arbeit. Aus persönlicher Sicht haben sich die beiden Männer zum Ziel gesetzt, noch stärker in ihre Führungsrollen hineinzuwachsen und das Unternehmen auf allen Ebenen vorwärtszubringen. «Wir hecken laufend neue Ideen aus und optimieren unsere Plattform, damit Bestellvorgänge und Angebot immer besser werden.» Die Feedbacks aus der Kundschaft und aus der Gastroszene sind jedenfalls mehrheitlich positiv. «Probiert uns aus und teilt uns Verbesserungsvorschläge mit», richtet Mike einen Appell an die potenzielle Zürcher Kundschaft. «Denn jede Rückmeldung trägt dazu bei, Dabbavelo besser und noch nachhaltiger zu gestalten.»

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